Foto: Gianmarco Bresadola, 2017
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017 
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017 
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017 
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017 
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017 
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017
Foto: Gianmarco Bresadola, 2017 
 

Democracy in America

von Romeo Castellucci (Cesena)
frei nach dem Buch von Alexis de Tocqueville

Koproduktion im Rahmen von FIND 2017

08.04.2017, 20.00–22.15
Auf Italienisch mit deutschen und englischen Übertiteln

Im Anschluss Publikumsgespräch

»Diese Aufführung ist nicht politisch. Diese Aufführung ist weniger ein Nachdenken über Politik als – wenn überhaupt – über ihr Ende. 1835 wendet ein Europäer zum ersten Mal den Blick von Athen ab. Alexis de Tocqueville ist Zeuge der Geburt der Vereinigten Staaten von Amerika zu einer Zeit, als eine neue Demokratie aus der Saat puritanischer Prinzipien und wahrer Gleichheit von Individuen erschaffen wird. Das bedeutet den Rückgang der Tragödie, die politisch als Bewusstsein und Verständnis des Daseins begriffen wurde. Die großartige, künstliche Forschungsstätte der Fahrlässigkeit des Daseins – die Tragödie – wurde damit für immer aufgegeben. Das lebensnotwendige, antibiotische Experiment, das der Athener Demokratie innewohnte, wurde in die Archive verbannt, zusammen mit dem Versuch, einen kurzen Moment lang während einer Vorstellung im dionysischen Theater sich jenseits der Grenzen der Demokratie selbst zu positionieren, um immer und immer wieder der Fehlfunktion des Daseins zu lauschen, der Klage des Sühneopfers, das keine Politik – auch heute nicht – retten kann. Keine Opfer mehr, aber immer noch keine Politik. Keine Götter mehr, aber immer noch keine Stadt des Menschen. Der Sündenbock wurde vertrieben, das Messer ist uns aus der Hand gefallen und der Himmel ist leer, neu, blau und kalt. Was bleibt, ist die inhaltslose Zeremonie, die die Größe dieses Verlusts feiert.« Romeo Castellucci

In »Über die Demokratie in Amerika«, einem der grundlegenden Texte des westlichen Politikverständnisses, beschreibt Tocqueville ein neues Modell repräsentativer Demokratie. Dabei weist er auf deren Gefahren hin, wie z. B. die Tyrannei der Mehrheit, die Schwächung intellektueller Freiheit angesichts populistischer Rhetorik und die zweifelhafte Beziehung zwischen den Interessen der Gemeinschaft und individuellen Ansprüchen. Romeo Castellucci (*1960 Cesena) folgt seinem Beispiel und positioniert sich in der Zeit, die der Politik vorrausgeht.

>>> Englischsprachiger Essay zum Stück in Pearson's Preview: What’s Gone Wrong in America? A Conversation with Romeo Castellucci

Produktion: Socìetas – Cesena Koproduktion: deSingel International Artcampus, Wiener Festwochen, Festival Printemps des Comédiens à Montpellier, National Taichung Theatre in Taichung (Taiwan), Holland Festival Amsterdam, Schaubühne Berlin, Festival d’Automne à Paris mit MC93 Maison de la Culture de Seine-Saint-Denis à Bobigny, Le Manège – Scène nationale de Maubeuge, Teatro Arriaga Antzokia de Bilbao, São Luiz Teatro Municipal (Lissabon), Peak Performances Montclair State University (NJ-USA).
Unter Beteiligung von: Théâtre de Vidy-Lausanne und Athens and Epidaurus Festival.

Regie, Bühne, Licht, Kostüme: Romeo Castellucci
Text: Romeo Castellucci
Dauer: ca. 135 Minuten

Choreographie inspiriert von Folkloretraditionen aus Albanien, Botswana, England, Ungarn, Sardinien.

Mit Dank an Andreas Jandl für die Übersetzung von »The Useful Plough« von Benjamin Britten für die deutschen Übertitel