Foto: Heiko Schäfer, 2010
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Heiko SchäferFoto: Heiko Schäfer, 2010
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Der gute Mensch von Sezuan

von Bertolt Brecht. Musik von Paul Dessau.
Regie: Friederike Heller 

In der chinesischen Provinz Sezuan besuchen geheimnisvolle »Erleuchtete« die Erde, um in einer von Egoismus geprägten Gesellschaft gute Menschen zu finden. Sie wollen beweisen, dass man als Mensch »gut sein und dennoch leben« kann. Zunächst erfolglos. Erst bei der Prostituierten Shen Te werden sie fündig. Großzügig bietet sie den Fremden ein Nachtquartier an. Am nächsten Morgen klagt sie über ihre Geldsorgen – worauf die Gäste für ihr Nachtquartier ein kleines Vermögen zahlen. Damit befreit sich Shen Te aus der Prostitution und kauft einen Tabakladen. Doch der Handel will nicht florieren. Stattdessen quartieren sich zahlreiche ungebetene Gäste ein. Die Miete will bezahlt sein und die Rechnungen türmen sich. Bald droht dem Laden der Bankrott. Da taucht Shui Ta auf, ein unbekannter Vetter. Er ist ein cleverer Geschäftsmann, der unpopuläre Entscheidungen trifft und die Misere abwenden kann, in die Shen Tes Güte geführt hat. Die ehemaligen Schmarotzer werden von ihm als abhängige Lohnarbeiter eingestellt. Der Laden läuft, doch Shen Te scheint verschwunden. Schließlich werden die Arbeiter argwöhnisch und beschuldigen Shui Ta, Shen Te ermordet zu haben. Die Sache geht vor Gericht. Während des Prozesses gesteht Shen Te, dass sie selbst Shui Ta, ihren Vetter, erfunden hat, um nicht zu Grunde zu gehen: Denn als guter Mensch konnte sie kein gutes Leben führen. Am Anfang des Stücks überprüften die »Erleuchte- ten«, ob auf der Welt noch genügend gute Menschen leben, um ihren Untergang abzuwenden. Am Ende steht die schlecht eingerichtete Welt selbst vor Gericht, die jeden guten Menschen zwingt, seine schlechte Hälfte über sich regieren zu lassen. Brechts Arbeit am »Guten Menschen« erstreckte sich über 15 Jahre. In den unterschiedlichen Etappen seines künstlerischen Schaffens und Stationen seiner Emigration nahm er sich immer wieder dieses Stoffes an, der durch die Doppelrolle Shen Te/Shui Ta und ihre theatralische Faszination die Dialektik eines guten Wollens in einer schlechten Welt offenbart. Zeitgleich zu Adornos Verdikt, dass es kein richtiges Leben im falschen gebe, führt Brecht seine Shen Te durch die Paradoxien ihres eigenen Anspruchs an ein gelungenes Leben. Hat unsere Gegenwart die Widersprüche zwischen der individuellen Moral und den Mechanismen des Marktes aufgehoben? Oder aber nur geschickter verschleiert? Diese Frage kann im Brechtschen Modell über die Kosten der Arbeit und die Armut des unfreien Lohnabhängigen erkundet werden.
Autor: Bertolt Brecht
Regie: Friederike Heller
Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt
Musikalische Einrichtung:
Dramaturgie: Bernd Stegemann
Licht: Erich Schneider
Dauer: ca. 165 Minuten

Premiere war am 21. April 2010