23.05.2022 > »Der Krieg mit den Molchen« in der Regie von Clara Weyde an der Schaubühne

Clara Weyde inszeniert den Roman des tschechischen Schriftstellers Karel Čapek an der Schaubühne. Premiere ist am 4. Juni 2022.

 

1935 notierte der tschechische Theaterautor Karel Čapek in seinem Tagebuch: »In den Zeitungen steht nichts Neues: nur; daß Krieg unausweichlich ist. So etwas nennt man heute ›nichts Neues‹«. Und über die Arbeit an seinem Roman »Krieg mit den Molchen« : »Die Handlung ist ganz einfach: der Untergang der Welt und der Menschheit. Ein widerwärtiges Kapitel, allein auf die Logik gegründet … Keine kosmische Katastrophe, lediglich Staats- und Wirtschaftsinteressen, Prestigefragen u. ä. Dagegen ist nichts zu machen.« Čapeks Zeitgenossen sahen in dem unaufhaltsamen Aufstieg der Molche eine Warnung vor dem Faschismus. Knapp 80 Jahre später hat der Roman eine geradezu unheimliche Aktualität: Er erzählt die Geschichte einer Menschheit, die aus Profitgier und Größenwahn, vollkommen unfähig zu Formen sinnvoller Kooperation, die eigenen Lebensgrundlagen zerstört.

Regisseurin Clara Weyde inszeniert die Parabel Čapeks, die letztendlich im totalen Kontrollverlust der Figuren endet, mit viel Humor und Spaß am Absurden. Die Inszenierung legt dabei den Schwerpunkt auf eine kraftvolle, satirische Bildsprache, die aus der Auseinandersetzung mit Čapeks bewusst illusionsstörender Erzählweise entstanden ist. Weyde erzählt die Geschichte aus Sicht des Pförtners Povondra, der sich zunächst rühmt, an der Fortschrittsgeschichte der Molche wesentlich beteiligt zu sein, später fürchtet, damit den Untergang der Menschheit verursacht zu haben. Doch gibt es Fortschritt überhaupt? Und wie lässt sich dieser bemessen? Warum reagieren wir als Menschheit – obschon wir über das Wissen verfügen – nicht adäquat auf heraufziehendes Unheil?

Weyde, geboren 1984, studierte zunächst Kommunikations- und Politikwissenschaft sowie Politische Kommunikation in München und Berlin. Es folgte ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg, das sie 2015 abschloss. Sie inszenierte unter anderem am Staatstheater Hannover, am Staatsschauspiel Dresden, am Schauspielhaus Graz, am Jungen Schauspielhaus Hamburg, am Theater Bonn sowie auf Kampnagel. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Ab der Spielzeit 2022/23 wird sie gemeinsam mit Clemens Leander und Bastian Lomsché die Schauspieldirektion am Theater Magdeburg übernehmen.

> Download  

> zurück