26.06.2014 > Die Spielzeit 2014/15 an der Schaubühne

Die Publizistin Carolin Emcke und der Künstlerische Leiter der Schaubühne Thomas Ostermeier sprachen über die Funktion von Journalismus und Theater. Carolin Emcke sieht in der fiktiven Erzählung eine Chance für das Theater: »Ich habe gelegentlich das Gefühl, dass die fiktiveren Formate heutzutage die genauere Gesellschaftskritik betreiben können« sagte sie in dem Gespräch in der Premieren-Zeitung. »Das Theater verspricht eine geschickte Illusion: es tut so, als ginge es um das Leben, Lieben, Leiden anderer. Und so schleicht es sich ein in die Betrachter und Betrachterinnen, die sich darin spiegeln.« Theater könne besser als jedes andere Medium Codes verschieben, verrücken und vertauschen.

In der Premieren-Zeitung ist auch die Plakatkampagne der Schaubühne zu sehen, die dieses Jahr von Ute Mahler und Werner Mahler fotografiert wurde. Mit einer alten Plattenkamera portraitierten sie die Schauspieler des Ensembles. Das Fotografenpaar, das zu den stilprägenden der DDR gehörte, wurde gerade mit einer Werkschau in den Hamburger Deichtorhallen geehrt. Mit den Mahlers wird die Serie von Fotografen der Gegenwart, die sich künstlerisch mit der Schaubühne auseinandersetzen, fortgesetzt. Letztes Jahr hatte Juergen Teller das Ensemble fotografiert. Die Kampagne war Gewinner des Wettbewerbs »100 beste Plakate 2013«, für den eine Jury die herausragenden Plakate des Jahres aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auswählt.

Der Intendant des Schauspiel Stuttgart und Regisseur und Autor Armin Petras kehrt mit »Der geteilte Himmel« von Christa Wolf an die Schaubühne zurück.2003 hatte er hier als einer von drei Regisseuren »Suburban Motel« inszeniert. Er wird von nun an regelmäßig an der Schaubühne arbeiten. Jan Philipp Gloger inszeniert erstmals an der Schaubühne, »Kasimir und Karoline« von Ödön von Horváth. Zuletzt hat er an der Semperoper Dresden »Simon Boccanegra« von Giuseppe Verdi gezeigt. 2013 eröffnete er die Bayreuther Festspiele mit einer Inszenierung von »Der fliegende Holländer«. Der junge österreichische Regisseur Philipp Preuss zeigt in seiner ersten Arbeit an der Schaubühne eine Bühnenfassung des Romans »Das Kalkwerk« von Thomas Bernhard. Falk Richter wird zum ersten Mal mit dem israelischen Choreographen Nir de Volff und seiner Kompagnie TOTAL BRUTAL zusammenarbeiten. In »NEVER FOREVER« erzählen Tänzer und Schauspieler des Ensembles von vereinzelten Großstadtkriegern, Europa und der Rückkehr längst überkommen geglaubter reaktionärer Ideologien. Auch die britische Regisseurin Katie Mitchell wird mit einer besonderen, deutsch-britischen Ko-Produktion zu sehen sein – nach »Fräulein Julie«, »Die gelbe Tapete« und »Atmen« bereits ihre vierte Inszenierung an der Schaubühne. In »The Forbidden Zone« wirft Mitchell hundert Jahre nach Ausbruch des ersten Weltkrieges einen ungewöhnlichen Blick auf die großen Katastrophen am Beginn des 20. Jahrhunderts. In einem live auf der Bühne entstehenden Film verwebt sie die Schicksale dreier Frauen: Clara Immerwahr, Chemikerin und erste promovierte Frau in Breslau, die 1915 mit ihrem Selbstmord gegen den Einsatz von Giftgas zu Kriegszwecken rebelliert. Die Amerikanerin Mary Borden, die in einem Feldlazarett an der Westfront arbeitet. Und Claire, Enkelin von Clara Immerwahr, die sich in den USA für die friedliche Nutzung naturwissen-schaftlicher Erkenntnisse einsetzt. Patrick Wengenroth nimmt sich Georg Büchner vor und inszeniert »Leonce und Lena« als zitat- und musikreiches Lustspiel um die Illusion der Liebe. Thomas Ostermeier wird »Richard III« von William Shakespeare in der Übersetzung von Marius von Mayenburg zeigen; Lars Eidinger übernimmt die Titelrolle. Die Inszenierung wird im neuen »Globe Theatre« in Saal C der Schaubühne zu sehen sein, ein »Theater im Theater«, entworfen von unserem Ausstattungsleiter Jan Pappelbaum. Das »Globe Theatre« wird über mehrere Spielzeiten im Wechsel mit der derzeitigen Zuschauerraumtopographie aufgebaut werden.

Und nicht zuletzt haben wir ein neues Mitglied im Ensemble, Laurenz Laufenberg, der vom Schauspielhaus Graz nach Berlin kommt. Die Abteilung Theaterpädagogik wird ab der nächsten Spielzeit von Wiebke Nonne geleitet. Sie übernimmt den Platz von Uta Plate, die uns nach 15 Jahren leider verlässt, um neue Wege zu gehen.

Die Schaubühne blickt auf eine sehr erfolgreiche Spielzeit 2013/14 zurück: rund 195.000 Zuschauer sahen fast 580 Vorstellungen. Davon 90 Vorstellungen im Ausland mit rund 66.000 Zuschauern. Damit können wir uns über einen Zuwachs von über 20.000 Zuschauern allein in Berlin gegenüber der vergangenen Saison freuen.

 

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