12.02.2024 > Premiere von »Die Affäre Rue de Lourcine« in der Schaubühne
Premiere von »Die Affäre Rue de Lourcine« in der Schaubühne
Jan Bosse inszeniert erneut an der Schaubühne und nimmt sich eine Komödie des Franzosen Eugène Labiche vor. Die Albtraumfarce in der Übersetzung von Elfriede Jelinek fragt nach dem Monströsen und Abgründigen im Menschen. Premiere ist am 3. März.
Lenglumé erwacht mit einem Filmriss. Am Vorabend hat er bei einem Klassentreffen ordentlich gezecht. Nun liegt ein fremder Mann neben ihm im Bett. Wer ist das und woher kommt er? In den Taschen der beiden finden sich Indizien und die anschließende Zeitungslektüre scheint alle Befürchtungen zu bestätigen: In der Rue de Lourcine wurde eine Kohlenhändlerin ermordet. Alles verweist auf die beiden. Sie beginnen durchzuspielen, was sie getan haben, wozu sie fähig sein könnten, und geraten in immer größere Verzweiflung. Vor allem muss die vermeintliche Tat vertuscht und eventuelle Zeug_innen aus dem Weg geräumt werden. Mit immer grotesker werdenden Rettungsversuchen gilt es, das Schlimmste abzuwenden. Und natürlich darf Norine, Lenglumés Frau, von all dem nichts mitbekommen ...
Eugène Labiche (1815–1888), der als Schöpfer des sogenannten »vaudeville cauchemar« gilt, hat mit »Die Affäre Rue de Lourcine« eine Albtraumfarce vorgelegt. Das Stück wurde 1857 in Paris uraufgeführt. Im Modus des Komischen wird hier das Monströse und Abgründige der Bourgeoisie vorgeführt. In einer Aneinanderreihung von Missverständnissen und Lügen kommen die Figuren von einer fürchterlichen Lage in die nächste. Ist der Unterschied zwischen Schein und Sein dingfest zu machen?
„Einerseits handelt das Stück von Realitäts- und Kontrollverlust, andererseits von Identitätsverlust. Denn wer ist man selbst eigentlich, wenn man befürchten muss, abscheuliche Dinge getan zu haben? Und sie vielleicht wirklich getan hat? Die Kategorie der Identität befindet sich bei Labiche jedenfalls im Zerbröselungsmodus.“ sagt Regisseur Jan Bosse.
Jan Bosse wurde in Stuttgart geboren, er lebt und arbeitet in Berlin. Von 2000 bis 2005 war er Hausregisseur am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, von 2006 bis 2013 am Maxim Gorki Theater in Berlin, außerdem arbeitete er am Schauspielhaus Zürich, am Deutschen Theater Berlin, am Thalia Theater in Hamburg, am Burgtheater in Wien, am Schauspiel Frankfurt, an den Münchner Kammerspielen und am Nationaltheater in Oslo. Drei seiner Arbeiten wurden zum Theatertreffen eingeladen. An der Schaubühne inszenierte er zuletzt „Eurotrash“ (Premiere im November 2021) mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler.
»Die Affäre Rue de Lourcine«
von Eugène Labiche
aus dem Französischen von Elfriede Jelinek
Regie: Jan Bosse
Mit: Damir Avdic, Holger Bülow, Bastian Reiber, Julia Schubert, Axel Wandtke
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Komposition: Carolina Bigge
Musik / Sounddesign: Arno Kraehahn
Video: Meika Dresenkamp
Dramaturgie: Bettina Ehrlich
Licht: Erich Schneider
Premiere
3. März 2024, 20 Uhr | Saal A
Weitere Termine
5. – 7. März, 9. + 10. März, 20 Uhr