06.07.2015 > Spielzeit 2015/16: Die Premieren von August bis Februar

Die Schaubühne setzt auch in der kommenden Spielzeit ihre zeitgenössische Ausrichtung fort und zeigt in der ersten Hälfte der Spielzeit gleich vier Uraufführungen. Neben Regisseuren wie Constanza Macras, Falk Richter, Patrick Wengenroth und Peter Kleinert, die dem Theater seit Jahren verbunden sind, kommen mit Simon McBurney und Milo Rau international renommierte Theatermacher und mit Rainald Grebe einer der bekanntesten deutschen Liedermacher ans Haus, um zum ersten Mal an der Schaubühne zu inszenieren. Außerdem wird Nicolas Stemann erstmals eine große Inszenierung mit Schauspielerinnen und Schauspielern unseres Ensembles erarbeiten.

Zum Auftakt der Spielzeit zeigt die Schaubühne zwei Gastspiele im Rahmen von Tanz im August: »Voronia« von La Veronal (27. bis 29. August) und ab 3. September fünf Vorstellungen von »THE GHOSTS« von Constanza Macras | DorkyPark in Koproduktion mit der Schaubühne.

Die erste Premiere der Spielzeit »thisisitgirl« realisiert Patrick Wengenroth am 16. September im Studio der Schaubühne – einen Abend über Frauen und Fragen und Frauenfragen für Frauen und Männer. Grundlage der Inszenierung sind Stimmen des neuen Feminismus wie Lena Dunham, Laurie Penny und Michèle Roten, die teilweise humorvoll, teilweise radikal auf die strukturellen Ungleichheiten in der patriarchalen Gesellschaft hinweisen und den Feminismus als essentiellen Bestandteil der Gegenbewegung zum heutigen neoliberalen Modell sehen.

Rainald Grebe begibt sich mit seiner ersten Arbeit an der Schaubühne auf eine Recherchereise in ein »verlorenes Paradies« – »Westberlin«. Insel im roten Meer, Schaufenster des Westens, Auswanderungsziel der westdeutschen Jugend: Was ist 26 Jahre nach dem Mauerfall von West-Berlin geblieben? Zusammen mit Schauspielerinnen und Schauspielern, einem Musiker und einem Chor von West-Berlinerinnen und West-Berlinern schaut Grebe zurück. Premiere ist am 2. Oktober.

Mit »Fear and Identity (Arbeitstitel)« (Premiere am 25. Oktober) setzt Falk Richter seine Arbeit an der Schaubühne fort. Im Zentrum seines Projekts steht die Frage nach Lebensentwürfen jenseits simpler Definitionen von Ehe, Familie, Religion oder sexueller Identität und die Rückkehr reaktionärer Kräfte nach Europa. Zu seinem Team gehört neben Tänzerinnen und Tänzern und Schauspielerinnen und Schauspielern auch Bjørn Melhus, einer der bekanntesten Videokünstler Deutschlands.

Auch Milo Rau schaut auf Europa: Ausgehend von einer Recherchereise zu europäischer Entwicklungshilfe im Kongo erarbeitete Milo Rau für »Empire« einen halbdokumentarischen, aus Interviews mit NGO-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gespeisten Monolog, der die Widersprüche der Friedensprojekte Europas entlarvt: von der europäischen Flüchtlingshilfe an der Mittelmeergrenze bis hin zur rücksichtslosen Energiewende mit ihren verheerenden Auswirkungen für die Monokulturen und Bergwerke der Dritten Welt. »Empire« ist nach »The Civil Wars«, welches beim F.I.N.D. #15 zu sehen war, und »The Dark Ages« der letzte Teil von Raus Europa-Trilogie und wird Anfang Dezember Premiere haben.

Ein weiterer Gast des letzten F.I.N.D. kehrt an die Schaubühne zurück: nach der Präsentation seines work in progress »Amazon Beaming« arbeitet Simon McBurney erstmals an der Schaubühne und mit einem deutschen Ensemble. Der Mitbegründer der legendären Theatergruppe Complicite, die mit visuell starken und körperbetonten Produktionen die Theaterlandschaft prägt, inszeniert »Ungeduld des Herzens« von Stefan Zweig (Premiere am 19. Dezember). In dem einzigen Roman, den Zweig je beendete, setzt dieser sich mit der Frage auseinander, was wahres Mitleid ist und wie schwierig es ist, mit einem Menschen wirklich mit zu leiden.

Peter Kleinert inszeniert im Studio mit einem Ensemble von Schauspielstudierenden der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« und der Schauspielerin Ursula Werner Bertolt Brechts Lehrstück »Die Mutter«; zu sehen ab dem 13. Januar.

Auch Nicolas Stemann kehrt an die Schaubühne zurück und wird die dänische TV-Serie »Borgen« für die Bühne bearbeiten. Im Zentrum steht dabei das Verhältnis von politischer Macht zu ihrer Umwelt, der Realität der Gesellschaft. Die Premiere findet im Februar 2016 statt.

Neben diesen Neuproduktionen führt die Schaubühne ihre Foren zu Gesellschaft und Politik fort:

Der Streitraum, moderiert von Carolin Emcke, steht in der kommenden Spielzeit unter dem Motto »Tolerierte Ungerechtigkeit?« – Wie viel Ungleichheit und Ungerechtigkeit kann eine Gesellschaft aushalten und welche Strategien, welche Visionen können zu einer gerechteren Gesellschaft führen?

Auch die Reihe »Streit ums Politische« von Heinz Bude wird fortgesetzt: sie beschäftigt sich mit dem Thema »Heimatloser Antikapitalismus«. Gäste sind unter anderem Claus Leggewie (Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen) und Sonja Eismann (Chefredakteurin des Missy Magazine).

Das Ensemble hat in der kommenden Spielzeit sechs neue Mitglieder: Marie Burchard, Stephanie Eidt, Peter Moltzen, Lise Risom Olsen, Renato Schuch und Alina Stiegler.

Nähere Informationen zu allen Inszenierungen finden Sie in unserer Premierenzeitung, die sie hier digital ansehen können.

Die Schaubühne blickt auf eine sehr erfolgreiche Spielzeit 2014/15 zurück: rund 132.000 Zuschauer sahen in Berlin 476 Vorstellungen, 34 Gastspielvorstellungen und 60 Sonderveranstaltungen, damit können wir uns über eine Auslastung von 92% freuen. Im In- und Ausland wurden 94 Vorstellungen mit rund 68.000 Zuschauern gespielt. In der neuen Spielzeit werden wir u.a. in Minsk, London, Paris, Sarajewo, Taipeh, Teheran und Zagreb zu Gast sein.

Überblick aller Produktionen:

Tanz im August:

Voronia (Gastspiel im Rahmen von Tanz im August)
von La Veronal
Leitung: Marcos Morau
(27. bis 29. August 2015)

THE GHOSTS (Uraufführung im Rahmen von Tanz im August)
von Constanza Macras | DorkyPark und Goethe Institut China in Koproduktion mit der Schaubühne, Tanz im August, CSS Teatro stabile di innovazione del FVG, Udine und dem Guangdong Dance Festival
Regie/Choreographie: Constanza Macras
(Premiere am 3. September 2015, weitere Vorstellungen am 4., 5., 7. und 8. September 2015)

Die Premieren der Spielzeit 2015/16 bis Februar:

Westberlin (Uraufführung)
Ein Projekt von und mit Reinald Grebe
Regie: Rainald Grebe
(Premiere am 2. Oktober 2015)

Fear and Identity (AT) (Uraufführung)
Ein Projekt von Falk Richter
Regie: Falk Richter
(Premiere am 25. Oktober 2015)

Empire (Uraufführung)
von Milo Rau
Konzept, Text, Regie: Milo Rau
(Premiere Anfang Dezember 2015)

Ungeduld des Herzens
von Stefan Zweig
Regie: Simon McBurney
(Premiere am 19. Dezember 2015)

Borgen
Nach der TV-Serie von Adam Price, Jeppe Gjervig Gram, Tobias Lindholm
Regie: Nicolas Stemann
(Premiere im Februar 2016)

IM STUDIO:

thisisitgirl
Ein Abend über Frauen und Fragen und Frauenfragen für Frauen und Männer
Realisation: Patrick Wengenroth
(Premiere am 16. September 2015)

Die Mutter
von Bertolt Brecht
Regie: Peter Kleinert
Koproduktion mit der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin
(Premiere am 13. Januar 2016)

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