27.06.2017 > Spielzeit 2017/18: Die Premieren von September bis Januar
Die neue Spielzeit beginnt mit einer Produktion von Herbert Fritsch. Zum ersten Mal inszeniert der Regisseur, Bühnenbildner und Schauspieler an der Schaubühne und zeigt die Arbeit »Zeppelin« nach Texten von Ödön von Horváth. Von skurril aben-teuerlichen Possen und Zaubermärchen bis hin zu Vorarbeiten der berühmten Volks-stücke dienen Texte aus dem Nachlass von Horváth als Grundlage für den Auftritt der Horváthschen Figuren. Seien es die unterprivilegierten Fräuleins oder frömmelnden Witwen, die verkorksten Intellektuellen, Kasimir und Karolines, Schupos oder Zu-schneider – sie alle werden zu sehen sein auf einem riesigen Zeppelin-Stahlgerüst. Die Premiere ist am 19. September. Das Stück bildet den Auftakt einer regelmäßigen Zusammenarbeit mit Herbert Fritsch, der bereits in der zweiten Hälfte der Spielzeit eine weitere Arbeit realisieren wird. Auch die Übernahme der erfolgreichen Volksbühnen-Inszenierung »der die mann« ist für Januar 2018 geplant.
Mit »Rückkehr nach Reims« zeigt Thomas Ostermeier zum ersten Mal in deutscher Sprache eine Bühnenfassung von Didier Eribons vielbeachtetem Buch über das Versagen der politischen Linken. Für die Inszenierung wurde ein essayistischer Dokumentarfilm gedreht, in welchem der Autor seine Reise nach Reims noch einmal antritt. Thomas Ostermeier konnte Didier Eribon dafür gewinnen, ihm die Schauplätze des Buches zu zeigen. Unter anderem trifft Eribon erneut auf seine Mutter und das gemeinsame Betrachten der Familienfotos wird zum Ausgangspunkt seiner Reflexionen. Auf der Bühne ist ein Tonstudio zu sehen, in dem eine Schauspielerin (Nina Hoss) den Buchtext einspricht und in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Gesagten zunehmend in Konflikt mit dem Regisseur (Hans-Jochen Wagner) gerät. Die Uraufführung in englischer Sprache wird im Juli bei dem Koproduzenten Manchester International Festival MIF zu sehen sein. Die deutschsprachige Premiere in Berlin zeigen wir am 24. September.
Auch die neuste Arbeit von Milo Rau beschäftigt sich mit einer politischen Umwälzung. Der preisgekrönte Regisseur (zuletzt mit dem Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum ausgezeichnet) wird in Zusammenarbeit mit dem Ensemble der Schaubühne sein Stück »1917. Porträt einer Revolution« zeigen. Hundert Jahre nach der Oktober-revolution in Russland soll ein Bild der wohl folgenreichsten Revolution der Mensch-heitsgeschichte gezeichnet werden. Die Revolution einer Gesellschaft, die zwischen Aufbruch und Apathie, Revolutionssehnsucht und reaktionären Widerständen, poli-tischen Idealen und privaten Eitelkeiten zerrissen ist. Die Premiere ist am 19. Oktober.
Zudem wird es noch eine weitere Arbeit von Milo Rau und seinem International Institute of Political Murder geben. Mit »General Assembly« vollenden sie ihre Arbeit über die Frage der politischen und künstlerischen Bedingungen eines globalen Realismus. Auf dieser Generalversammlung treffen sich 60 Abgeordnete aus aller Welt, repräsentativ für all diejenigen, die von der deutschen Politik betroffen, jedoch ohne politisches Mitspracherecht sind. Ziel der dreitägigen Versammlung ist es, das neu gewählte deutsche Parlament herauszufordern und eine Charta der internationalen Grundrechte zu erarbeiten. Der Kongress findet vom 3. bis 5. November statt.
Auch der Liedermacher und Schauspieler Rainald Grebe wird erneut mit einer Inszenierung vertreten sein. Seine erste Produktion an unserem Haus »Westberlin« hatte 2015 Premiere. Diesmal wird er sich auf humoristische Weise an der Kreativplanung zum Fontane-Jahr beteiligen: »fontane.200: Einblicke in die Vorbereitungen des Jubiläums des zweihundertsten Geburtstags Theodor Fontanes im Jahr 2019«. Er nimmt uns mit auf eine Wanderung durch die Sand-flächen, Sumpflandschaften, Kleinstädte und Dörfer der Provinz Brandenburg, um dessen universelle Bedeutung zu erkunden und unter Beweis zu stellen. Die Premiere findet im Januar 2018 statt.
Wir führen auch die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin fort. Peter Kleinert inszeniert diesmal mit Schauspielstudierenden »Der gute Mensch von Sezuan« von Bertolt Brecht. Premiere im Studio ist am 15. November.
In unseren beiden erfolgreichen politischen Gesprächsreihen »Streitraum« mit der Publizistin Carolin Emcke und »Streit ums Politische« mit dem Soziologen Heinz Bude werden auch in der kommenden Spielzeit wieder aktuelle Themen verhandelt. Carolin Emcke wird mit ihren Gästen über »Wissen und Macht« diskutieren und inwiefern diese Parameter noch miteinander korrespondieren, in einer Zeit, in der populistische Bewegungen vor allem durch ihren expliziten Anti-Intellektualismus auffallen.
Heinz Bude beschäftigt sich im Rahmen von »Streit ums Politische« unter dem Motto »Raus, auf die Straße« mit der Frage nach politischem Engagement. An vier Abenden wird er mit seinen Gästen unter anderem darüber sprechen, wie sehr wir uns vom eigenen Bildschirm oder Twitter-Account entfernen müssen, um aus dem Privaten Politisches werden zu lassen.
Nicht zuletzt freuen wir uns sehr, als neue Schauspieler und Schauspielerinnen in unserem Ensemble begrüßen zu dürfen: Florian Anderer, Werner Eng, Bastian Reiber, Ruth Rosenfeld, Carol Schuler und Axel Wandtke. Sie alle werden in der ersten Inszenierung von Herbert Fritschs »Zeppelin« zu sehen sein.
Weitere Informationen zu allen Inszenierungen bis Januar 2018 finden Sie in unserem Spielzeitheft, das Sie hier digital ansehen können.
In der Spielzeit 2016/2017 hatte die Schaubühne mit gut 130.000 Zuschauern in Berlin eine Auslastung von 91,3%. Aufgrund notwendiger klimatechnischer Sanierungsarbeiten in den Sälen ist von Anfang Juni bis Ende Oktober leider nur ein eingeschränkter Spielbetrieb möglich. Im Ausland gastierte die Schaubühne in insgesamt 42 Städten mit 116 Vorstellungen und rund 68.000 Zuschauern. In der Spielzeit 2017/2018 wird die Schaubühne u. a. in Belfast, Istanbul, Lausanne, Luxemburg, Lyon, Madrid, New York, Paris, Peking, Reims, Riga, Seoul, Taichung, Tianjin, Wellington und Wuzhen zu Gast sein.
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