25.08.2021 > Uraufführung: Katie Mitchell inszeniert »Kein Weltuntergang« der Autorin Chris Bush an der Schaubühne


Mit der Inszenierung von »<s>Kein</s> Weltuntergang« der jungen britischen Autorin Chris Bush beschreitet Regisseurin Katie Mitchell neue Wege der Nachhaltigkeit. Die Premiere am 4. September eröffnet die neue Spielzeit an der Schaubühne.

Katie Mitchell inszeniert den neuen Text der britischen Autorin Chris Bush, der sich mit dem Klimawandel auseinandersetzt. Durch die Perspektiven von Klasse, Patriarchat und Kolonialismus erkundet »<s>Kein</s> Weltuntergang« die Klimakrise, jenes »Hyperobjekt«, das viel zu groß ist, um vollständig erfasst werden zu können, und das doch mit nahezu jedem Aspekt unseres Lebens verflochten ist. Das Stück bietet kein lineares Narrativ, sondern Fragmente vieler möglicher Erzählungen und Varianten davon, wie sich die Geschichte entwickeln könnte. Die collagehafte, zersplitterte Form des Textes lädt die Zuschauer_innen ein, ein eigenes Narrativ zu konstruieren. Im Gegensatz zu den letzten Arbeiten von Katie Mitchell an der Schaubühne wird in dieser Produktion kein Live-Video zum Einsatz kommen. Die Regisseurin setzt den in kurzen Szenensplittern erzählenden Text mit exakt choreographierten Bewegungsläufen, Slow-Motion, Vor- und Zurückspulen der drei Schauspielerinnen um.

Katie Mitchells Inszenierung versucht auch modellhaft, neue Wege zu erkunden, wie Theatermachen in Zukunft ressourcenschonender und nachhaltiger funktionieren könnte: Das Bühnenbild von Chloe Lamford wurde komplett aus recycelten Materialien frühere Bühnenbilder gefertigt, Kostüme und Requisiten aus anderen Produktionen wiederverwendet. Der für die Endproben und Vorstellungen benötigte Strom für Licht und Ton wird währenddessen von zwei Fahrradfahrerinnen erzeugt. Die Proben fanden mit dem deutschen Team auf der Probebühne der Schaubühne statt, die britischen Kolleg_innen inklusive Katie Mitchell wurden größtenteils über Zoom zugeschaltet. So konnten Flugreisen im Zusammenhang mit der Produktion auf ein Minimum reduziert werden.

Berlin, 2021: Dr. Anna Vogel (Alina Vimbai Strähler) kämpft bei einem Bewerbungsgespräch um den Job ihres Lebens, eine Post-Doc-Stelle am Institut der berühmten Klimaforscherin Prof. Uta Oberdorf (Jule Böwe). In unzähligen Variationen winziger Details im Verlauf des Vorstellungsgesprächs untersucht der Text, wie kleine Veränderungen in Abläufen der Gegenwart große Wirkungen in der Zukunft haben können. In einer zweiten Handlungsebene sehen wir, wie Anna auf verschiedene Versionen von Lilly (Jule Böwe) trifft. Eine Expedition in die Arktis ging schief, es gab eine Tote. In einer noch weiter entfernten Zukunft hält Lena die Grabrede auf ihre verstorbene Mutter. In den Lücken der Erzählung: eine 80.000 Jahre alte Baumkolonie, bedrohte Eis- und Grizzlybären, die sich paaren, eine unsterbliche Quallenart und eine Billion Barrel Rohöl. Und außerdem gibt es pinkfarbenen Schnee, einen adoptierten Orang-Utan und ein Volk, das fast bis zur totalen Auslöschung gebracht wird und ein sterbender Planet. Es gäbe unzählige Möglichkeiten, diese Geschichte erzählen, einige Wege führen in die Irre, andere vielleicht zur Lösung.

Chris Bush (*1986, Sheffield) ist eine preisgekrönte britische Dramatikerin, Lyrikerin und Theatermacherin. Sie war Artist-in- Residence an Theatern in Sheffield, dem Oxford Playhouse und dem National Theatre Studio. Sie wurde bei den UK Theatre Awards, dem National Young Playwrights’ Festival sowie bei der Sunday Times Edinburgh Competition ausgezeichnet und hat den Brit Writers’ Award gewonnen.

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