30.06.2022 > Vorschau auf die erste Spielzeithälfte 2022/23 an der Schaubühne

Drei Uraufführungen mit dem Schaubühne-Ensemble und Zusammenarbeit mit Gästen aus der Ukraine. Wiedereröffnung des Studios. Jubiläumsspielzeit 60 Jahre Schaubühne. 

Die kommende Spielzeit steht unter einem besonderen Vorzeichen. Vor 60 Jahren, am 21. September 1962, wurde die Schaubühne ­– damals noch am Halleschen Ufer ­– von einer Gruppe um den noch heute amtierenden Gesellschafter Jürgen Schitthelm gegründet. Seit 1981 ist sie im heutigen Gebäude am Lehniner Platz beheimatet. Seit 1999 ist Thomas Ostermeier Mitglied der Künstlerischen Leitung der Schaubühne, seit 2009 ist er alleiniger Künstlerischer Leiter. 

Wir eröffnen die Spielzeit mit einer Zusammenarbeit, die erstmals zwei Schauspieler aus Kyiv mit einem Schauspieler der Schaubühne zusammenbringt. In »Sich waffnend gegen eine See von Plagen« untersuchen Stas Zhyrkov, Künstlerischer Leiter des Left Bank Theatre, Kyiv, und Pavlo Arie, Dramaturg, was es für einen/eine Künstler_in bedeutet, zu den Waffen zu greifen. Premiere ist am 10. September 2022.

Auslandsadoptionen und die damit verbundenen Identitätsfragen, sind das Thema der neuen Produktion »Kindheitsarchive« von Caroline Guiela Nguyen. Zuletzt war die Regisseurin mit »FRATERNITÉ, Conte fantastique« beim FIND 2022 zu Gast. Jetzt inszeniert sie zum ersten Mal mit Schauspielerinnen aus dem Ensemble der Schaubühne. Premiere ist am 7. Oktober 2022.

Im Dezember wird das neue Stück des Autors und Regisseurs Marius von Mayenburg, eine Auftragsarbeit für das Royal Court Theatre London, in der Schaubühne uraufgeführt. Darin löst der Fund eines vermeintlich von Hitler gemalten Bildes einen Familienstreit aus. »Nachtland« ist eine schwarze Komödie über das schwere Erbe der deutschen Vergangenheit – und über die dazugehörigen Erbschaftsstreitigkeiten. Premiere ist am 3. Dezember 2022.

In der kommenden Spielzeit wird das Studio der Schaubühne wiedereröffnet. Hier werden neue künstlerische Formen und gesellschaftliche Perspektiven ins Spiel gebracht, Diversität befördert und Zukunftsfragen diskutiert. Künstler_innen aus dem Ensemble und dem Kreis der Mitarbeitenden werden hier ebenso Arbeiten präsentieren wie Gäste, die neue Impulse setzen.

Unter anderem rückt die neue Veranstaltungsreihe »Dyke Dogs Salon« die Perspektive von Queers und Lesben auf das Theater und die Gesellschaft in den Fokus. Kuratiert wird die Reihe von dem Kollektiv um Eva Tepest und Lynn Takeo Musiol. Die Eröffnung ist am 20. Oktober 2022 mit dem Diskurs- und Performanceformat »New Lesbian Drama«. In der ersten Inszenierung der Regisseurin Christina Deinsberger im Studio begegnen Carolin Haupt und Renato Schuch Ingeborg Bachmanns Text »Undine geht«. Premiere ist am 12. Oktober 2022.

Unsere bekannten Diskussionsreihen werden auch in der der nächsten Spielzeit fortgeführt. Die Journalistin Vanessa Vu lädt in der Reihe »Klassenzimmer. Woher kommst du wirklich?« Gäste zur Diskussion ebendieser Frage ein. Im »Streitraum« von und mit der Publizistin und Autorin Carolin Emcke geht es diese Spielzeit um »Emanzipation – und wenn ja wie viele?«. Der Soziologe und Autor Heinz Bude widmet sich im Gespräch mit seinen Gästen dem Thema »Krieg und Frieden«. 

Und ein Blick auf die Zahlen. Ab Wiedereröffnung der Theater nach pandemiebedingter Schließung am 4. Juni 2021 haben wir den vergangenen Sommer durchgespielt. Bis Ende dieser Spielzeit kamen 135.500 Besucher_innen in die Schaubühne. Wir zeigten 463 Vorstellungen bei einer Auslastung von 94%. Das Festival für Internationale Neue Dramatik FIND fand in dieser Spielzeit gleich zwei Mal statt. Zur ersten Ausgabe im Herbst 2021 kamen 7.169 Besucher mit einer entsprechenden Auslastung von 82,9%. Beim FIND im April 2022 waren es 5.714 Besucher mit einer Auslastung von 95,9%. 

Die Spielzeitkampagne wurde dieses Jahr von der international renommierten Bildenden Künstlerin Monica Bonvicini gestaltet, deren Plakate ab August in der Stadt hängen und auch im Spielzeitheft hier zu sehen sind. Auf den 10 Plakatmotiven sind Titel von Bonvicinis Arbeiten zu lesen, die verschiedene kunsthistorische, soziologische, feministische oder mediale Referenzen haben und auf die performative Kraft von Sprache in ihren Arbeiten verweisen. Die Plakate sind mit Löchern versehen, so dass jedes Plakat eine weitere Deutung durch das darunter befindliche erfährt.

Neu im Ensemble und Wechsel in der Dramaturgie:

Nächste Spielzeit wird İlknur Bahadır Mitglied unseres Ensembles. Sie ist bereits in »Orlando« von Virginia Woolf in der Regie von Katie Mitchell zu sehen. Die Autorin und Dramaturgin Maja Zade, bereits seit 1999/ 2000 an der Schaubühne, wird neue Leitende Dramaturgin.

Gastspiele:

Vergangene Spielzeit waren wir in Paris, Epidauros, Athen, Mailand, Hamburg, Amsterdam, Zagreb, Recklinghausen und Montpellier. Mit »Qui a tué mon père (Wer hat meinen Vater umgebracht)« haben wir drei Wochen in New York im St. Ann’s Warehouse gespielt. »Das Leben des Vernon Subutex 1« war im Juni acht Vorstellungen am Odéon -Théâtre de l’Europe in Paris zu sehen. Die kommenden Gastspiele bis August führen nach Barcelona, Spoleto, Almada und Göteborg.

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