27.06.2024 > Vorschau auf die erste Spielzeithälfte 2024/25 an der Schaubühne

Vorschau auf die erste Spielzeithälfte 2024/25 an der Schaubühne

Robert Lepage inszeniert seit langer Zeit wieder in Deutschland. Thomas Ostermeier zeigt das neue Stück von Maja Zade mit Jörg Hartmann und Anna Schudt. Weitere Stückentwicklung von Yael Ronen mit dem Ensemble. Spielzeitauftakt mit Plakatkampagne von Felix Bork am 4. September 2024.


Mit seinem neuen Stück »Glaube, Geld, Krieg und Liebe« eröffnet der kanadische Autor, Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner und Filmemacher Robert Lepage die Spielzeit der Schaubühne. Lepage zählt zu den weltweit bedeutendsten Theatermachern der Gegenwart. 2022 stand sein Werk im Fokus des Festivals Internationale Neue Dramatik an der Schaubühne. Ausgehend von den Kartenfarben Herz, Kreuz, Pik und Karo entwickelt er mit dem Ensemble vier miteinander verwobene Handlungsstränge, die sich über acht Jahrzehnte deutscher Geschichte erstrecken. Premiere ist am 29. September.

Das Studio wird diese Spielzeit von der Regisseurin Anika Stauch mit Anna Gschnitzers »Die Entführung der Amygdala« eröffnet, einem surrealistischen Dialog zwischen einer namenlosen Frau und ihrer Amygdala, dem Bereich im Gehirn, der Wahrnehmungen emotional bewertet. Der Text erzählt vom Innenleben einer Mutter, die sich buchstäblich verfährt und dabei vielleicht einen Ausweg findet. Premiere ist im Oktober im Studio.

In »Angriffe auf Anne« entwirft der britische Autor Martin Crimp das Porträt einer Frau, die allerdings nie persönlich erscheint. Der von Crimp in den 1990er Jahren geschriebene Text ist eine Abfolge vager Spuren und widersprüchlicher Informationen. Regisseurin Lilja Rupprecht und ihre Schauspieler_innen suchen nach Antworten jenseits fester Zuschreibungen. »Angriffe auf Anne« ist nach »Jeff Koons« Rupprechts zweite Arbeit an der Schaubühne. Premiere ist im Oktober.

Im November wird das neue Stück »change« von Maja Zade in der Regie von Thomas Ostermeier uraufgeführt. Dafür kehren Anna Schudt und Jörg Hartmann ins Ensemble der Schaubühne zurück und spielen ein Ehepaar sowie weitere 21 Figuren. Das Stück erzählt von der Schwierigkeit, die Welt zum Besseren zu verändern, und von der Anstrengung, sich selbst dabei nicht zu verlieren. Welche Kompromisse kann man eingehen, ohne sich zu kompromittieren? Premiere ist im November.

Yael Ronen betrachtet in »Replay«, ihrer neusten Stückentwicklung, gemeinsam mit dem Ensemble die Menschheitsgeschichte als Kreislauf: Wiederholen Generationen zyklisch die Erfahrungen, die andere vor ihnen gemacht haben? Yael Ronen war letztes Jahr an die Schaubühne zurückgekehrt und hatte das Stück »Bucket List« inszeniert. Premiere ist im Dezember.

In vier verschiedenen Reihen gibt es an der Schaubühne auch in der kommenden Spielzeit wieder Raum für Diskurs und gemeinsames Nachdenken. Der Streitraum von und mit Carolin Emcke steht unter dem Motto »Austausch und Analyse – über historische Verantwortung und Nahost«. Beim Streit ums Politische fragt Heinz Bude mit seinen Gästen, was »Einfach links« bedeutet. BUCCI × ·) PARANOIA, die letzte Ausgabe der Reihe BUCCI × ·), von lynn t musiol und Marcus Peter Tesch untersucht die vermeintliche Verknüpfung von Queerness und Verfolgungswahn. Im Klassenzimmer von und mit Vanessa Vu geht es weiterhin um die Frage, wie soziale Herkunft in Deutschland Biografien prägt.

Zurück im Ensemble
Mit »change« kehren Jörg Hartmann und Anna Schudt zurück an die Schaubühne. Hartmann war von 1999 bis 2009 sowie von 2016 bis 2023 im Ensemble; Schudt war von 1999 bis 2001 fest engagiert. In Robert Lepages Inszenierung »Glaube, Geld, Krieg und Liebe« spielt Stefan Stern, der von 2007 bis 2013 bereits an der Schaubühne war und nun fest zurückkehrt. Stern ist auch in der Produktion »Replay« von Yael Ronen zu sehen. Ebenso wie Eva Meckbach, die bereits von 2006 bis 2019 Teil des Ensembles war und ebenfalls an die Schaubühne zurückkehrt.

Ein Blick auf die Zahlen
Bis zum Ende der Spielzeit erwarten wir rund 165.000 Zuschauende, davon über 146.000 Besucher_innen in Berlin bei einer Auslastung von rund 97,5%. Beim Festival Internationale Neue Dramatik (FIND) im April 2024 konnte eine neue Rekordauslastung von 99% erzielt werden. Es haben insgesamt 536 Veranstaltungen stattgefunden, davon 501 in Berlin. Die Schaubühne spielte 35 Gastspiele vor ausverkauften Häusern an 16 verschiedenen Orten weltweit, darunter Shizuoka, Adelaide, Madrid, Bukarest, Nikosia und Thessaloniki.

Gastspiele
Vergangene Spielzeit war die Schaubühne in Adelaide, Bukarest, Girona, Göteborg, Hamburg, Heidelberg, Kaohsiung, Madrid, Mülheim an der Ruhr, Nikosia, Prag, Recklinghausen, Seoul, Shizuoka und Thessaloniki. Mit Thomas Ostermeiers Inszenierung von »Im Herzen der Gewalt« war die Schaubühne im Herbst 2023 in Taiwan zu Gast, mit Milo Raus »Everywoman« im Mai 2024 in Korea und mit Thomas Ostermeiers »Die Möwe« in Japan. »The Silence« von Falk Richter war bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen sowie den Mülheimer Theatertagen eingeladen. »In Memory of Doris Bither« von Yana Thönnes gastierte auf dem Heidelberger Stückemarkt. Die Gastspiele in der nächsten Spielzeit führen unter anderem nach Bukarest, Göteborg, Istanbul, Kielce, Montréal, Neapel, Prag, Shanghai, Taichung und Toruń.

Spielzeitkampagne
Die neue Spielzeitkampagne 2024/25 der Schaubühne wurde von dem Illustrator und Autor Felix Bork gestaltet. Dafür hat er das Logo der Schaubühne unter die Lupe genommen und mit Streichungen, Schwärzungen und Verdrehungen der Buchstaben neue Wörter zusammengesetzt. Im Zusammenspiel mit assoziativen Illustrationen entstehen ganz neue, überraschende und humorvolle Kombinationen.

Am Mittwoch, 4. September um 18 Uhr, beginnen wir die Spielzeit mit einer Bauzaun-Ausstellung aller Plakate der neuen Spielzeitkampagne vor der Schaubühne. Um 20 Uhr ist Thomas Ostermeiers Inszenierung von »Im Herzen der Gewalt« zu sehen.

Rückblick
Ende April schloss das Festival Internationale Neue Dramatik (FIND) mit überwältigendem Publikumszuspruch ab. Artist in Focus war der britische Theatermacher Alexander Zeldin. Die autofiktionale Produktion »The Silence« von Falk Richter und das Musical »Bucket List« von Yael Ronen und Shlomi Shaban wurden im Mai als zwei der zehn bemerkenswertesten Stücke auf dem diesjährigen Berliner Theatertreffen präsentiert. Im Juni wählten die Mitglieder der TheaterGemeinde Berlin Thomas Ostermeiers Inszenierung »Die Möwe« von Anton Tschechow mit großer Mehrheit zur Aufführung des Jahres 2023. Thomas Ostermeier inszenierte eine englische Version seiner Schaubühnen-Produktion »Ein Volksfeind«, die mit Matt Smith in der Hauptrolle erfolgreich am Duke of York Theatre im Londoner Westend gezeigt wurde.

Seit Beginn des Jahres nutzen wir den Raum Ku’damm 156 im Erdgeschoss des Nachbargebäudes der Schaubühne, das zum Mendelsohn-Bauensemble am Lehniner Platz gehört. Der Rohbau soll in den kommenden Jahren als neue Spielstätte des Studios sowie als Probebühnenzentrum der Schaubühne weiterentwickelt werden. Bereits in der laufenden Spielzeit wurde er für einzelne Vorstellungen genutzt.

Das Spielzeitheft mit einer Vorschau auf alle kommenden Produktionen und einem Gespräch über Nachhaltigkeit am Theater zwischen Schaubühnen-Mitarbeitenden finden Sie hier, eine Terminübersicht der Premieren hier.

> Download  

> zurück