50 Jahre Stonewall: Queer Establishment

Podiumsdiskussion auf Englisch mit Julia Borggräfe (Deutschland), Anastasia Bucsis (Kanada) und Lucia Riojas Martinez (Mexiko)
Moderation: Joseph Pearson
Studio

2019 jährt sich zum 50. Mal der Stonewall-Aufstand, ein Wendepunkt im Kampf queerer Menschen um Gleichstellung weltweit. Heute werden Schwule, Lesben, Trans_gender in Politik, Management und an der Spitze wichtiger gesellschaftlicher Institutionen zahlreicher. Mit voranschreitender Gleichstellung ist ein »queeres Establishment« entstanden, das sich an den Normen und Werten des liberal-konservativen bürgerlichen Mainstreams orientiert. Ist diese Entwicklung Segen oder Fluch? Gibt es Raum für selbstbewusste Behauptung von Differenz in den Eliten? Dürfen wir von queeren Politiker_innen eine andere Politik erwarten, von queeren Führungskräften einen anderen Führungsstil? In Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut, dem Schwulen Museum Berlin und der Bundeszentrale für Politische Bildung findet das Abschlusspanel der Wanderkonferenz »Queer Commons – Queer Conflicts« im Rahmenprogramm der internationalen Wanderausstellung »Queer as German Folks« an der Schaubühne statt.

Dr. Julia Borggräfe (geb. 1974) ist Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und leitet dort seit Mai 2018 die neu geschaffene Abteilung Digitalisierung und Arbeitswelt. Ihre Ausbildung und berufliche Laufbahn vervollständigte sie nach dem Abschluss ihres Jurastudiums mit internationalen beruflichen Stationen u. a. in New York, Paris und Tel Aviv sowie mit der Veröffentlichung verschiedener Fachpublikationen zu personalrechtlichen und personalpolitischen Themen. Sie war vor ihrer Tätigkeit im BMAS u. a. als Senior Vice President Human Resources & Corporate Governance der Messe Berlin und Senior Manager HR Western Europe Sales & Financial Services der Daimler AG Stuttgart sowie als Beraterin mit den Schwerpunkten Change Management, Organisationsentwicklung, Human Resources, Unternehmens- und Führungskultur tätig.

Anastasia Bucsis wurde in Calgary, Alberta, geboren und ist ebenfalls dort aufgewachsen. Sie fing im Alter von vier Jahren mit dem Eisschnelllauf an. Während ihrer 24-jährigen Karriere im Eisschnelllauf hat sie Kanada in zwei Olympischen Spielen, sechs Weltmeisterschaften und 46 World Cups vertreten. Sie ist die einzige Athletin aus Nordamerika, die sich öffentlich noch vor Sotschi 2014 gegen Russlands Anti-LGBTQ Gesetze ausgesprochen hat. Sie lebt in Toronto und arbeitet für CBC Sports, wo sie »Players Own Voice-The Podcast« moderiert, der auf Platz drei bei iTunes eingestiegen ist. Sie ist eine passionierte Fürsprecherin für geistige Gesundheit, das Ausrotten von Homophobie im Sportsektor sowie das Geschichtenerzählen von Kanadas Hochleistungssportler_innen.

Lucía Riojas Martínez wurde im Februar 1988 in Mexiko-Stadt geboren. Sie ist Feministin, Lesbe, Schlagzeugerin und parteilose Bundesabgeordnete. Im Jahr 2010 begann sie an der Universidad Iberoamericana (IBERO) Kommunikationswissenschaften zu studieren. Eben dort wurde sie Teil eines der wichtigsten politischen Projekte ihres Lebens: der Studentenbewegung #YoSoy132. Im Jahr 2017 gründete sie zusammen mit anderen freien Männern und Frauen eine Bürgerinitiative namens AHORA (Now). Ziel war es, für die Rückgabe der politischen Macht an das Volk zu kämpfen, indem sie sich gegen die grassierende Straflosigkeit in der mexikanischen Politik wehrten und sich zur Wahl für die neue Legislaturperiode stellten. Seitdem haben Lucía und ihre Genoss_innen darauf hingearbeitet, die weit verbreiteten Korruptionspraktiken und die Straffreiheit, mit denen die mexikanische Politik hantiert, zu beenden und die Friedenskonsolidierung im gegenwärtigen Kontext der weit verbreiteten Gewalt zu fördern. Gleichzeitig stellt sie eine Stimme für die Rechte der Frauen, der LGBTTTI+-Gemeinschaft, und gegen die Militarisierung Mexikos dar.