Der Menschenfeind
von Molière
Regie: Ivo van Hove
Deutsch von Hans Weigel
Alceste glaubt an die Wahrheit und an die Treue und begegnet seinen Mitmenschen mit kompromissloser Aufrichtigkeit. Obwohl er bei allen Menschen Fehler und Heuchelei wittert, liebt er die junge, kokette Célimène, die von der Gesellschaft gefeiert und bewundert wird. Alceste ist eifersüchtig auf Célimènes Verehrer und will, dass sie sich allein zu ihm bekennt. Er begreift nicht, dass die Welt nicht mehr auf den traditionellen Werten basiert, an die er glaubt. Für Célimène und die anderen gibt es keinen familiären Halt mehr, keine Väter, Mütter, Brüder und Schwestern. Man lebt in neuen Gruppierungen, die sich aus unabhängigen Individuen zusammensetzen, die Angst davor haben, sich hinzugeben; die ihre emotionale und finanzielle Unabhängigkeit bewahren wollen, die höchstens einen Lebensabschnittspartner und nicht den Mann oder die Frau fürs Leben suchen. Als immer mehr Indizien auftauchen, die darauf schließen lassen, dass Célimène Beziehungen mit mehreren Männern hat, werden Alcestes Forderungen zunehmend destruktiv. Molières Stück zeichnet das Bild einer Gesellschaft im Wandel und das Porträt eines Mannes, der sich weder ändern kann noch will.
Ivo van Hove war 1998 bis 2004 Künstlerischer Leiter des Holland Festivals und ist seit 2001 Intendant der Toneelgroep Amsterdam, wo er u.a. Shakespeares »Römische Tragödien« (2008 Gastspiel bei den Wiener Festwochen), Viscontis »Rocco und seine Brüder« (2008 Gastspiel bei der Ruhrtriennale), Cassavetes’ »Opening Night« und 2010 in einer Koproduktion mit der Ruhrtiennale Pasolinis »Teorema« inszenierte. »Der Menschenfeind« ist van Hoves erste Arbeit in Berlin.
Bühne und Licht: Jan Versweyveld
Kostüme: An d'Huys
Video: Tal Yarden
Dramaturgie: Maja Zade
Mitarbeit Musik & Komposition: Daniel Freitag
Philinte: Sebastian Schwarz
Oronte: David Ruland
Celimène: Judith Rosmair
Eliante: Jenny König
Arsinoé: Corinna Kirchhoff
Acaste: Franz Hartwig
Clitandre: Nico Selbach
Premiere war am 19. September 2010
Gastspiele
Paris (März/April 2012)