Gerettet

von Edward Bond
Regie: Benedict Andrews


Aus dem Englischen von Klaus Reichert

Der junge, schüchterne Len zieht zu seiner Freundin Pam, die noch bei ihren Eltern wohnt. Die Eltern, Harry und Mary, reden schon seit Jahren nicht mehr miteinander, und binnen kürzester Zeit schlägt auch Pams anfängliche Zuneigung für Len in ihr brutales Gegenteil um. Unbeirrt hält Len weiter zu ihr, obwohl Pam ihn ihre Verachtung ständig spüren lässt. Sie verliebt sich in Fred, einen Schläger aus Lens Gang, und erwartet bald ein Kind. Len kümmert sich rührend um das Baby, von dem er hofft, dass es seines ist, während Pam es vernachlässigt. Als sie nach einem Streit mit Fred den Kinderwagen im Park unbeaufsichtigt lässt, wird es von Freds Freunden aus Langeweile und Lust gequält und schließlich getötet. Selbst nach dem Mord an ihrem Kind, für den Fred verurteilt wird, hält Pam weiter zu ihm. Erst nachdem Fred aus dem Gefängnis entlassen wird und Pam erneut zurückweist, gibt sie auf, und zwischen ihr und Len, mit dem sie weiterhin gemeinsam im Haus ihrer Eltern lebt, entsteht ein zaghafter Waffenstillstand.
»Gerettet«, 1965 am Royal Court Theatre in London uraufgeführt und kurz danach von Peter Stein an den Münchner Kammerspielen inszeniert, wurde dank der berühmt-berüchtigten Folterszene, in der das Baby zu Tode gesteinigt wird, zum Skandalstück und machte Edward Bond schlagartig berühmt. Die Schilderung von Gewalt, die an die Grenzen der theatralen Darstellbarkeit geht, und die Untersuchung der Verkettung von Brutalität, Einsamkeit und sozialer Armut, dienten als Vorbild für die Erneuerung des sozialkritischen Volksstücks durch Franz Xaver Kroetz und Peter Turrini sowie für die Stücke jüngerer englischer Dramatiker wie Sarah Kane und Mark Ravenhill. Obwohl »Gerettet« eine Welt zeigt, in der es keinen Ausweg zu geben scheint, hat Edward Bond es als ein »fast unverantwortlich optimistisches Stück« bezeichnet. Dieser Optimismus zeigt sich vor allem bei seinem Protagonisten Len, der die Hoffnungslosigkeit seiner Mitmenschen zwar erkennt, sich aber dennoch nicht von ihnen abwendet.
Benedict Andrews, der an der Schaubühne u.a. Sarah Kanes »Gesäubert« und zuletzt Tennessee Williams’ »Endstation Sehnsucht« inszenierte, führt Regie.

Dauer: ca. 105 Minuten

Premiere war am 19. Februar 2010