Geschlechtergerechtigkeit (AT)

Ein Projekt der Polyrealisten
Leitung: Wiebke Nonne

Seit 1949 steht im Grundgesetz: »Männer und Frauen sind gleichberechtigt.« Seit 1957 dürfen Frauen ihr Vermögen selbst verwalten und ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes arbeiten gehen … Das Kind, dessen Geschichte hier erzählt wird, wächst auf, geht zur Schule. Macht eine Ausbildung oder studiert, macht nichts von all dem. Verliebt sich in Männer, in Frauen, in Menschen. Ändert die Perspektive, die Lebensentwürfe, ändert das Geschlecht. Sieht keinen Grund, irgendwas an sich zu ändern. Wird offiziell anerkannt als drittes Geschlecht. Wird besser und schlechter für die gleiche Arbeit bezahlt. Arbeitet gar nicht. Darf plötzlich heiraten, wird nie heiraten, will ein Brautkleid mit Rüschen. Bringt Kinder auf die Welt. Durfte Kinder noch nicht mal adoptieren. Wollte nie Familie, ist trotzdem nicht allein, kümmert sich: um Enkel, Eltern, sich selbst. Fühlt sich benachteiligt, fühlt sich bevorteilt, ist gleichgültig, fordert Gerechtigkeit … Wie haben sich Bilder von Männern, Frauen und allen, die dazwischen liegen oder auf diese Kategorien verzichten, in den letzten Jahrzehnten verändert? Welche Erwartungen, Privilegien, Chancen oder Diskriminierungserfahrungen gehen und gingen mit diesen Rollenbildern einher? Was hat sich in Bezug auf eine Gleichwertigkeit der Geschlechter wirklich getan – im Privatleben, im Beruf, im öffentlichen Raum, in der Gesetzgebung? Und was muss in Zukunft noch getan werden – um sie wirklich zu realisieren? Die Polyrealisten sind die altersübergreifende Theatergruppe der Schaubühne. In dieser Spielzeit verweben die Teilnehmenden ihre persönlichen Erfahrungen zur kollektiven Biografie eines Körpers, der zugleich männlich, weiblich, trans und fluide ist. Beginnend mit dem Geburtsjahr der ältesten Performerin blicken sie auf die Entwicklung einer Gesellschaft, in der Geschlechtergerechtigkeit zwar schon lange erwünscht, bis heute aber noch nicht erreicht ist – und entwerfen eine Zukunft, in der geschlechtliche Kategorien vielleicht längst keine Bedeutung mehr haben. Ausgangspunkt ihrer Recherche sind sie selbst, ihr eigenen Erfahrungen und Biografien, ihre Visionen.

Leitung: Wiebke Nonne
Dramaturgie: Marcus Peter Tesch

Premiere im Mai 2020 im Studio