Foto: Pascal Gely, 2018
Foto: Pascal Gely, 2018 
Foto: Pascal Gely, 2018
Foto: Pascal Gely, 2018 
 

Inflammation du verbe vivre

Text und Regie: Wajdi Mouawad (Paris)

Gastspiel im Rahmen von FIND 2018

11.04.2018, 19.30–21.45
Auf Französisch mit deutschen und englischen Übertiteln

Im Anschluss Publikumsgespräch

Mit seinem Solo »Inflammation du verbe vivre« kehrt der kanadisch-libanesische Autor, Regisseur und Schauspieler Wajdi Mouawad zu einer der wichtigsten Wurzeln seines künstlerischen Schaffens zurück, der griechischen Antike, zu Philoktet. Mouawad steht selbst als fiktives Alter Ego Wahid, Autor und Regisseur mittleren Alters, auf der Bühne seiner Inszenierung, die ursprünglich als Adaption von Sophokles »Philoktet« geplant war. Doch der Tod seines Freundes, des Sophokles-Übersetzers Robert Davreu, der für die Inszenierung eine neue Übersetzung anfertigen sollte, konfrontiert ihn plötzlich mit einer unerwartet heftigen Trauer, Lethargie und künstlerischen Leere. Wahid bricht die Proben ab und begibt sich mit dem Taxi durch das gegenwärtige Athen auf die Suche nach einem Thema für sein Stück und nach seinem verstorbenen Freund. Bei dieser Reise, die ein Abstieg wie der von Orpheus ins Zwischenreich zwischen Leben und Tod ist, findet er immer wieder Spuren des Philoktet von Sophokles. In einer ständig zwischen filmischer Phantasmagorie und der eigenen physischen Präsenz als Schauspieler changierenden Zwischenwelt forscht Mouawad nach den Aussätzigen und Verdrängten der Gegenwart. Er findet die Tragödie eines Landes vor. Griechenland zeigt sich ihm als von Zerstörung, Schuldenkrise und EU-Spardiktat gezeichnet. Er trifft auf Jugendliche, die sich aus Hoffnungslosigkeit in Athens Nachtleben betäuben und das Leben nehmen. Die Fahrt in das Totenreich wird für ihn zu einer Reise der Erinnerung, in der die zum Verschwinden Gebrachten sich für einen kurzen Moment neu in das kollektive Gedächtnis einschreiben – und so auch das politisch verantwortete Unrecht im Griechenland der heutigen Tage eindrücklich zutage treten lassen.

Wajdi Mouawad (*1968, Libanon) ist Intendant des Théâtre national de la Colline in Paris. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Prix littéraire du Gouverneur général du Canada, théâtre für »Inflammation du verbe vivre« (2016).

Text und Regie: Wajdi Mouawad

Bühne: Emmanuel Clolus

Musikalische Einrichtung: Michel Maurer

Video: Wajdi Mouawad

Videoassistenz: Dominique Daviet

Dramaturgie: Charlotte Farcet

Bild, Ton und Schnitt: Wajdi Mouawad

Licht: Sébastien Pirmet

Kostüme: Emmanuelle Thomas

Fixing: Adéa Guillot, Ilia Papaspyrou

Bildassistent: Vassilis Doganis

 

Mit: Wajdi Mouawad, Dimitris Kranias

 

 

Dauer: ca. 135 Minuten

Produktion: La Colline – théâtre national Koproduktion: Au Carré de l’Hypoténuse – France, Abé Carré Cé Carré – Québec compagnies de création, Mons 2015 – Capitale européenne de la culture, Théâtre Royal de Namur, lemanege.mons, Le Grand T – théâtre de Loire-Atlantique Nantes.