Foto: Arno Declair, 2019 
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Foto: Arno Declair, 2019 
Foto: Arno Declair, 2019 
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Jugend ohne Gott

von Ödön von Horváth
Regie: Thomas Ostermeier

In einer Fassung von Thomas Ostermeier und Florian Borchmeyer

Alltag an einem Provinzgymnasium in totalitären Zeiten. Die rechtsextreme Partei der »reichen Plebejer« hat die Macht übernommen und »zieht sich in den Turm der Diktatur zurück«. Die Bürger_innen werden auf einen kommenden Krieg eingeschworen, die Medien gleichgeschaltet, die Lehrpläne nationalistisch umgeschrieben. Mit einem Mal soll der Geschichtslehrer der Schule eine chauvinistische Ideologie lehren, die er zwar ablehnt, aus Angst und Antriebslosigkeit aber nicht kritisiert. Als der Lehrer es dennoch wagt, die hetzerisch-rassistischen Ausfälle in einem Aufsatz des Schülers N zu bemängeln, fallen die Schüler- und die Elternschaft über ihn her und fordern Disziplinarmaßnahmen wegen »Humanitätsduselei« und »Sabotage am Vaterland«. Bei einer Klassenfahrt – de facto einer militärischen Kampfausbildung mit bewaffneten Geländeübungen – kommt die täglich antrainierte Gewalt schließlich offen zum Ausbruch: in Form eines rätselhaften Mordes unter den Schülern. Neid, Konkurrenzkampf und eine heimliche Affäre des Schülers Z mit Eva, der Anführerin einer rebellischen Bande von Gesetzlosen, scheinen als Gründe für die Tat zusammenzuspielen. Der Gerichtsprozess bringt zwar alle scheinbar offenkundigen Gewissheiten über die Tat ins Wanken, wirft aber kein Licht auf den wahren Täter. Umso mehr dafür auf die Gesellschaft, die diesen hervorgebracht hat: ein Panorama der Rücksichtslosigkeit und Kälte, in dem Opportunismus, Besitzstandswahrung und Feigheit das Funktionieren totalitärer Strukturen sicherstellen. Doch die Suche nach der Wahrheit geht außerhalb des Gerichtssaals weiter — und sät dabei einen ersten Keim des Widerstands.

Zum zweiten Mal in kurzer Folge – nach dem Volksstück  »Italienische Nacht« von 1931 – widmet sich Thomas Ostermeier mit seiner Dramatisierung des Romans »Jugend ohne Gott« einem Text von Ödön von Horváth aus den 1930er Jahren, der den Zusammenbruch von Demokratie und Zivilgesellschaft zum Thema hat. In einem Exilverlag in Amsterdam 1937 auf Deutsch veröffentlicht, wurde »Jugend ohne Gott« schlagartig international berühmt: Als spiegelhafte Darstellung der gesellschaftlichen Mechanismen unter der NS-Diktatur. Dennoch werden im Text weder Zeit noch Ort noch Machthabende explizit benannt. So weist der Roman zugleich parabelartig über seinen historischen Kontext hinaus.

>>> Essay zum Stück in Pearson's Preview: Im Gespräch mit Thomas Ostermeier

Lehrer: Jörg Hartmann
Z / Pfarrer / Polizist / Junge / Kellner: Laurenz Laufenberg
Eva / Direktorin / Mädchen / Mutter des N / Nelly / Mutter des T / Dienstbotin: Alina Stiegler
T / Innere Stimme des Lehrers / Junge / Gendarmerieinspektor / Kommissar / Staatsanwalt: Moritz Gottwald
Julius Caesar / B / Verteidiger / Junge: Bernardo Arias Porras
Feldwebel / Richter / Stimme des Vaters / Polizist / Kellner / Schüler / Dorfbewohner / Dienstbote: Lukas Turtur
L / Mutter des Z / Innere Stimme des Lehrers / Stimme der Mutter / Ein Fräulein / Lehrerin / Forensikerin / Kellnerin / Filmschauspielerin: Veronika Bachfischer
N / Vater des N / Bürgermeister / Bauer / Diener bei T / Hauptkommissar / Kellner: Damir Avdic
Dauer: ca. 120 Minuten

Premiere bei den Salzburger Festspielen war am 28. Juli 2019
Premiere an der Schaubühne war am 7. September 2019

Koproduktion mit den Salzburger Festspielen