Kasimir und Karoline

von Ödön von Horváth
Regie: Jan Philipp Gloger

Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Konjunktur am Boden und man amüsiert sich bis zum Umfallen. Zwischen Achterbahn- und Pferdekarussellfahrten, Riesenrutschen, Freakshows, Eisständen und literweise ausgeschenktem Bier dreht ein Zeppelin seine Runden, gleichermaßen bestaunt von hohen Herren, biederen Angestellten, Arbeitern und Kleinkriminellen. Nur Kasimir, ein gerade »abgebauter« Kraftwagenfahrer, will sich nicht in die allgemeine Fröhlichkeit einreihen. Seine Verlobte Karoline, die noch Arbeit hat, beteuert zwar ihre Liebe, doch Kasimir ist überzeugt: »Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist.« Die Wege der beiden trennen sich und Karoline trifft auf den Zuschneider Schürzinger, der ihr prophezeit: Wenn ein Mann arbeitslos wird, »lässt die Liebe nach, und zwar automatisch«. Er wird Recht behalten. Kasimir gerät mit seinem Freund, dem Merkl Franz, auf die schiefe Bahn, knackt Autos und bändelt mit dessen Freundin Erna an. Karoline dagegen möchte hoch hinaus, geht zunächst mit Schürzinger und dann mit dessen unerwartet auftauchendem Chef aufs Ganze, bevor die allgemeine Bierseligkeit in eine Katastrophe umkippt.

»Und die Liebe höret nimmer auf« untertitelt Ödön von Horváth sein 1932 veröffentlichtes Volksstück – und lässt Kasimir hinzufügen: »Ja, solange du nicht arbeitslos bist.« In kurzen Szenen beschreibt Horváth die Isolation und die schleichende Zersetzung aller sozialen Beziehungen eines Menschen, der plötzlich überflüssig ist. In all ihrer gnadenlosen Brutalität, Niedertracht und banalen Normalität zeichnet er das Bild einer Welt, in der jedes Gefühl von Kalkül und Ökonomie bestimmt ist, in der die Sehnsüchte und Träume der Menschen bis in den letzten Winkel vom Konsum geformt sind. Welche Chance hat die Liebe in solch einer Welt?

Kasimir: Moritz Gottwald
Karoline: Jenny König
Rauch: Robert Beyer
Speer: Ulrich Hoppe
Schürzinger: David Ruland
Der Merkl Franz: Sebastian Schwarz
Dem Merkl Franz seine Erna: Iris Becher
Dauer: ca. 90 Minuten(keine Pause)

Premiere war am 6. November 2014