



Mon grand amour
(Valence)
von Caroline Guiela Nguyen und Ensemble
Regie: Caroline Guiela Nguyen
site-specific
Gastspiel im Rahmen des FIND 2020
Treffpunkt im Kassenfoyer jeweils 10 Min. vor Beginn der
Vorstellung
Wir befinden uns im Wohnzimmer einer kleinen, bescheidenen, augenscheinlich recht banal eingerichteten und geschichtslos wirkenden Wohnung. Nur wenige Meter entfernt vom Esstisch, dem Fernsehapparat und Telefon, werden wir zu Zeug_innen dreier unterschiedlicher Geschichten von Menschen, die einen Verlust erleben. Ein Polizeiangestellter, der sein ganzes Leben der Arbeit gewidmet hat, telefoniert in heller Aufregung. Er hat einen schweren Fehler begangen und ist vom Dienst suspendiert worden. Als ihm dies klar wird, schwankt er zwischen Verzweiflung, Resignation und dem Willen, nicht kampflos aufzugeben. Ein Paar kann nicht mehr länger zusammenleben. Sie hat entschieden zu gehen. Er sitzt regungslos am Esstisch, sie bringt Tee. Plötzlich klingelt das Telefon, es ist ihre Tante. Sie erklärt ihr, warum sie sich trennt. Sie spricht Vietnamesisch. Ein alter Mann steht am Fenster, hängt Erinnerungen nach, hört Nachrichten vom Anrufbeantworter ab und spricht mit seiner verstorbenen Frau. Es scheint, als bestehe sein Leben aus kaum mehr als Vergangenheit. Jeder neue Mensch, der uns in den drei Geschichten begegnet, lädt den zunächst anonym wirkenden Ort auf, macht ihn zu einem bewohnten, einem intimen Ort, in dem das Publikum die Lebensgeschichten augenscheinlich Fremder mit ihnen teilt, ihre Verletzungen und Wunden. Nach der großformatigen französisch-vietnamesischen Geschichtserzählung »SAIGON«, die beim FIND 2018 lief, kehrt Caroline Guiela Nguyen mit einer Theaterinszenierung im kleinsten Format zum Festival zurück: In einer privaten Berliner Wohnung, unweit der Schaubühne, entwirft sie ein hyperrealistisches Abbild der Lebenswirklichkeit von vier verschiedenen Menschen, die etwas verlieren – und subvertiert und konterkariert diese Realität durch ihre Inszenierung zugleich.
Caroline Guiela Nguyen (*1981, Poissy) inszeniert am Odéon–Théâtre de l’Europe, im Rahmen des Festival d’Avignon und ist Mitglied des Künstlerkollektivs La Comédie de Valence – Centre dramatique national Drôme-Ardèche. 2009 gründete sie ihre Kompanie Les Hommes Approximatifs. Sie war für den Ordre des Arts et des Lettres und den Molière als beste zeitgenössische Autorin nominiert und erhielt 2019 für »SAIGON«, das u. a. beim Festival d’Avignon lief, den Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis. Sie wird demnächst an der Schaubühne inszenieren.
Bühne und Licht: Caroline Guiela Nguyen
Sounddesign: Antoine Richard
Dramaturgie: Jérémie Scheidler
Kostüme: Dominique Fournier
Regieassistenz: Pauline Dubreuil
Mit: Luc Bataïni, Madeline James, Alexandre Michel, Habib Azaoui
Trailer
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