NachtlandFoto: © Gianmarco Bresadola, 2022
Nachtland, Foto: © Gianmarco Bresadola, 2022 
NachtlandFoto: © Gianmarco Bresadola, 2022
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NachtlandFoto: © Gianmarco Bresadola, 2022
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NachtlandFoto: © Gianmarco Bresadola, 2022
Nachtland, Foto: © Gianmarco Bresadola, 2022 
NachtlandFoto: © Gianmarco Bresadola, 2022
Nachtland, Foto: © Gianmarco Bresadola, 2022 
NachtlandFoto: Gianmarco Bresadola, 2022
Nachtland, Foto: Gianmarco Bresadola, 2022 
 

Nachtland

von Marius von Mayenburg
Regie: Marius von Mayenburg
Uraufführung

Globe

06.06.2023, 20.00–21.40

Nicolas und Philipps Vater ist nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Zwei Wochen nach seinem Tod treffen sich die Geschwister mitsamt ihren Ehepartner_innen, um die Besitztümer des Vaters aufzuteilen und den restlichen Haushalt aufzulösen. In der Wohnung gibt es wenig, was von Wert ist, und auch auf dem Dachboden ist nur Staub und Schrott. Doch auf den zweiten Blick findet sich dort ein Bild. Es ist ein Aquarell in Sepia und Braun, in einem schlichten, schwarzen Holzrahmen. Das Bild zeigt eine gedrungen wirkende Kirche; über der Kirche scheint die Sonne aus einem blassen Himmel mit Wolken. Der Schatten der Kirche fällt auf das Kopfsteinpflaster. An der Wand neben dem Kirchentor ist ein dunkler Strich, der möglicherweise eine Gestalt darstellen soll. Wer könnte das Bild gemalt haben? Hat der Vater auf seine alten Tage das Malen als Hobby für sich entdeckt? Philipp findet das Bild hübsch, und Nicola gefällt der Rahmen, also löst Nicolas Mann Fabian das Gemälde aus dem Rahmen und verletzt sich bei der Aktion prompt an einem rostigen Nagel. Philipps Frau Judith nimmt das Bild genauer unter die Lupe. Jetzt, da es aus dem Rahmen befreit ist, sieht man auf einmal eine Signatur am unteren Rand des Bildes: A. Hiller. Oder ist da ein Strich, der durch das erste »I« geht? Ist das »l« eigentlich ein »t«? Steht da eigentlich A. Hitler? Ist Adolf Hitler der Maler des Bildes? Wie kann das sein? Die Familie hat keine Nazivergangenheit und war laut eigenem Bekunden immer gegen die Nazis, angeblich »aus ästhetischen Gründen«, wieso also hatte der Vater ein Bild, das von Hitler gemalt wurde? Was macht man mit so einem Bild? Verbrennt man es? Oder sollte man es verkaufen? Ein Gedanke, der Philipps Frau, die aus einer jüdischen Familie stammt, unerträglich ist. Wer will so ein Bild überhaupt haben? Lässt sich der Wert des Bildes durch eine passende Provenienzgeschichte steigern, die eine Verflechtung mit der Naziprominenz um Adolf Hitler nachweist? Und was macht man mit dem Geld, das man für den Verkauf bekommt – ist es okay, es für den Kauf eines neuen Hauses zu verwenden, oder sollte man die Einnahmen für wohltätige Zwecke spenden? Während der Streit in der Familie hochkocht, Gutachterinnen und mögliche Käufer sich die Klinke in die Hand geben und Fabian mit Wundstarrkrampf zu Boden geht, tut sich zwischen Philipp und Judith ein Graben auf, der immer tiefer wird ...

Marius von Mayenburgs neues Stück ist eine bitterböse Komödie über das schwere Erbe der deutschen Vergangenheit – und über die dazugehörigen Erbschaftsstreitigkeiten.

Wir bedanken uns für Beratung und Unterstützung bei: Dr. Elio Adler, Vorsitzender des jüdisch-deutschen Vereins WerteInitiative e. V., Elyse Dodgson, Vicky Featherstone, Wojtek Klemm, Andreas Leusink, Sam Pritchard, apl. Prof. Dr. Samuel Salzborn, Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, Polina Zlatina.

Dauer: ca. 100 Minuten

Premiere war am 3. Dezember 2022