Poetry Slam: Dead or Alive

Das Team der Poeten besteht aus: Lisa Eckhart (Wien), Frank Klötgen (München), Julian Heun (Berlin) und Toby Hoffmann (Ravensburg). Für das Team der Toten steigen in den Ring: Bernardo Arias Porras, Iris Becher, Ulrich Hoppe und Jenny König
Moderation: Lars Ruppel

24.03.2016, 20.00

Es ist der ewige Kampf des Lebens gegen den Tod, zwischen war und ist, zwischen »Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte« und »Yolo«: Beim Poetry Slam »Dead or Alive« messen sich quicklebendige Poetry Slammer_innen mit ihren selbstgeschriebenen Texten mit toten Dichtern, dargestellt durch Schauspieler_innen der Schaubühne. Während die Slam-Poeten mit nichts als Text und Textblatt auf der Bühne stehen, dürfen die Schauspieler_innen den ganzen Spielraum des Theaters aus nutzen, um die toten Legenden der Literatur lebendig werden zu lassen. Das Publikum bewertet die Vorträge und trifft in diesem absurden Wettkampf die Entscheidung zwischen den Zeiten.

Frank Klötgen hat Poetry Slam gerettet. Seine metrisch hochpräzisen Texte heben seit seinem ersten Auftritt das Niveau des Slams und verleihen ihm leichten Glanz in seinem manchmal blassen Gesicht. Als Sänger wilder Lieder wilder Bands trägt er die größtmögliche Melodie, die man aus der deutschen Sprache herausholen kann, in den Wettbewerb. Seine Texte sind Legenden, und jetzt hört er auf. Auf seiner Abschiedstournee macht er wemauchimmerseidank Halt in Berlin, das ist eine große Ehre.

Lisa Eckhart, Wien. Nicht erst seit ihrem unvergessenen Auftritt bei den Meisterschaften im letzten Jahr assoziieren viele Zuschauer den Begriff »Slam« mit »Der Lisa aus Wien«. Ihre Texte und ihr Vortragsstil ist neu, so war das noch nie da. Als tanzten Kinski, Jandl, Wilhelm Busch und Donald Trump im Körper einer Österreicherin Pogo zu klassischer Musik. Oder so. Wer die Zukunft des deutschsprachigen Kabaretts vor ihrer Krönung zur Ikone erleben will, der sehe sich Lisa an und staune.

Julian Heun ist der Beweis, dass Slam Poetry die authentische Dichtungskunst und ihr Lebendigwerden auf der Bühne ist. Er erzählt von sich und seinem Leben, das er als Gedicht lebt. Man wird für eine Slamtextlänge sein Freund, mit dem man gemeinsam liebt, feiert und scheitert. Näher kann Poesie einem Menschen nicht kommen. Und Berliner Meister und Jugendmeister im Slam war er auch schon.

Toby Hoffmann hat dem Slam gezeigt, wie weich er ist, wie lange er schon nicht mehr betrunken unter einem Barhocker lag oder mit einem Megafon in einer Edelboutique stand und das obere Prozent beleidigt hat. Dann hat er einfach aufgehört und hat die Disziplin Spoken Word in Verbindung mit geiler Musik kultiviert. Für die Schaubühne macht er eine Ausnahme. Sein neues Projekt heißt »Das neue Nichts« und ist fantastisch.

Lars Ruppel hat drei deutsche Meistertitel, genau so viele zweite Plätze, internationale Wettbewerbe und Lorbeerkränze verschiedenster Art, ein Lyrikbuch mit Bestseller- Abzeichen und über 300 Auftritte pro Jahr in ganz Deutschland – so weit, so gut. Der 31 Jahre alte Ur-Hesse gilt als einer der besten Moderatoren der Szene und wenn er nicht so ehrlich wäre, er wäre schon längst der neue Lanz. Egal wo man das Buch der Geschichte des Poetry Slams in Deutschland aufschlägt, man findet seinen Namen. Die Schaubühne ist sein Lieblingstheater.