Foto: Arno Declair, 2009
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Foto: Arno Declair, 2009
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Foto: Arno Declair, 2009
Foto: Arno Declair, 2009 
Foto: Arno Declair, 2009
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Prometheus, gefesselt

von Aischylos
Regie: Jossi Wieler

Deutsch von Kurt Steinmann

Am mythischen Beginn der Welt sind die beiden Brüder Epimetheus, der Nachdenkende, und Prometheus, der Vordenkende, mit der Erschaffung der Lebewesen beauftragt. Epimetheus verteilt auf alle Lebewesen die guten und schlechten Eigenschaften so, dass sie gerecht und zum gegenseitigen Nutzen geteilt werden. Die kleinen Tiere sind zahlreich und flink, die großen sind stark und träge. Allein ein nacktes, unbeholfenes Lebewesen hatte er vergessen, als er alle lebendigen Eigenschaften schon verteilt hatte. Sein Bruder Prometheus bemerkt dieses und hat Mitleid mit dem schutzlosen Menschen. Er stiehlt von Hephaistos das Feuer, um ihn zu wärmen, und von Athene die Vernunft, um das Feuer nutzbar gebrauchen zu können. Dieser Diebstahl wird ihm von Zeus nicht verziehen. Prometheus wird zu unendlichen Qualen an den Felsen geschmiedet, wo ihm ein Adler jeden Tag die Leber wegfrisst, die, da er ein unsterblicher Gott ist, immer wieder nachwächst.
Aischylos bringt die Qualen des gefesselten Gottes und Menschenfreundes in einer der ersten Tragödien des Abendlandes auf das Theater. Mit der Promethie beginnt die lange Reise der Frage nach dem menschlichen Schicksal. Ist der Mensch wie Prometheus dazu verdammt, jede Erfindung mit Leiden zu bezahlen? Ist das unglückliche Bewusstsein unauflöslich mit dem menschlichen Können verquickt? Erzeugt jeder Fortschritt seine eigene Krise? Ist die Entwicklung von Technik, Kultur und Gesellschaft nur eine Steigerung der Qualen, die hierdurch erzeugt werden? Prometheus in Fesseln wird von zahlreichen Besuchern als Orakel und Mahnung befragt und jeder erhofft sich, Auskunft über sein eigenes Leben zu erhalten. Das christliche Abendland sah in Prometheus, den Liebling der Götter und hoch Bestraften, einen Vorläufer Christi. Er nahm alles Leid der Welt auf seine Schultern und wird zum Abbild des menschlichen Lebens. In der Moderne wird Prometheus zum Sinnbild der Krankheit zum Tode, durch die der Mensch bekanntlich nicht sterben kann, aber ein Leben als Toter führen muss.
Nach der psychologischen Umsetzung der Goetheschen Iphigenie nähert sich Jossi Wieler nun diesem ältesten Mythos in einer neuen Übersetzung von Kurt Steinmann, der durch zahlreiche Übersetzungen die antiken Tragödien für das gegenwärtige Theater neu erschlossen hat.

Foto Banner: Marcus Klepper / aboutpixel.de

Autor: Aischylos
Regie: Jossi Wieler
Bühne und Kostüme: Jens Kilian
Musik: Wolfgang Siuda
Dramaturgie: Bernd Stegemann
Licht: Erich Schneider
Prometheus: Ernst Stötzner
Okeanos: Thomas Bading
Okeaniden: Grit Paulussen, Luise Wolfram
Hephaistos, Io, Hermes: Niels Bormann
Dauer: ca. 70 Minuten

Premiere war am 26. November 2009