Streit ums Politische: »Der Code des Spirituellen«

Vortrag von Armin Nassehi (Soziologe) und Gespräch mit Heinz Bude

14.10.2013, 19.30

Der spirituelle Code hinterfragt die religiöse Organisation als solche. Er setzt nämlich dort an, wo er sich jeder entscheidungsbasierten und wiederholungsfähigen Organisierbarkeit entzieht und eine besondere Ästhetik der Authentizität entwickelt. Die Wirkmächtigkeit authentischer spiritueller Kommunikationsstile besteht eben darin, dass man ihnen weniger widersprechen und über sie noch weniger debattieren kann als im Falle religiöser Kommunikation ohnehin – gerade weil der Widerspruch und die Debatte als Potential nur gute Gründe kennt. Spiritualität koppelt sich von den »guten Gründen« der Hochreligionen ab, ohne ihnen damit im Übrigen entgegenstehen zu müssen. Das beste Argument der Rede ist die Rede selbst geworden.

Vielleicht ist Spiritualität jene Form, die es ermöglicht, Kommunikation dort aufrecht zu erhalten, wo es keiner vernünftigen Begründung bedarf, sondern nur noch einer Praxis, in der sich alle Beteiligten wiederfinden. Bezogen aufs Religiöse ist die Spiritualisierung religiöser Kommunikation sicher eine Folge der Kulturalisierung der Religion. Dass Religion zur Kultur wird, beinhaltet natürlich eine Relativierung der Religion. Was man den »interreligiösen Dialog« nennt, ist dann darauf angewiesen, von allzu starken dogmatischen Setzungen abzusehen, denn der Austausch soll gerade unüberbrückbare dogmatische Differenzen in Bezug auf ein Gemeinsames überwinden. Am Ende bleibt dann reine Spiritualität, mit der man alle Bestimmtheiten weglächeln kann. Denn, wie sagte der Dalai Lama? Das Herz aller Religionen ist eins.

Heinz Bude vom Hamburger Institut für Sozialforschung diskutiert mit seinen Gästen in »Streit ums Politische« die Frage, worin die  Macht des Spirituellen heute besteht. Was verdeckt und was zeigt sie?

In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung

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