Streitraum mit Carolin Emcke und Gästen
Streitraum mit Carolin Emcke und Gästen 
Carolin EmckeFoto: Andreas Labes
Carolin Emcke, Foto: Andreas Labes 
 

Streitraum: Europäischer Populismus – oder: Grenzen des Säkularismus

Carolin Emcke im Gespräch mit Rogers Brubaker
Dolmetscher/innen: Lilian-Astrid Geese und Marcus Grauer

14.05.2017, 12.00

Betrachtet man die verschiedenen populistischen Bewegungen und Parteien in Europa, so fällt auf, dass der neo-nationalistische Diskurs mit einem neuartigen Säkularismus argumentiert. Der säkulare Staat soll nicht mehr religiös neutral und von der Kirche entkoppelt verstanden werden, sondern unterliegt neuerdings einem eigentümlich christlichen Verständnis. In den Niederlanden wie in Frankreich richtete sich der so gewendete Begriff des Säkularen (oder der Laizität) gegen muslimische Symbole wie das Kopftuch und gegen Speisevorschriften. Was aber geschieht mit den anderen Konzepten eines nachmetaphysischen, modernen Staatsverständnisses, wenn der europäische Populismus erst einmal eines seiner Fundamente – den Säkularismus – in einen »christlichen Kulturalismus« (Rogers Brubaker) umdefiniert hat? Wie anfällig sind die hiesigen europäischen Demokratien für andere Elemente des Neonationalismus, wie sie sich auch in den USA unter Donald Trump verstärkt finden: das anti-moderne, anti-aufklärerische Moment? Und worin unterscheiden sich die Populismen?

Rogers Brubaker lehrt seit 1991 Soziologie an der University of California, Los Angeles. Frühere Stationen waren u. a. die Harvard University, die National Science Foundation und das Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences der Stanford University. Gegenwärtig ist er Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Brubaker hat unter anderem zu Fragen von Nationalität und Staatsbürgerschaft, Ethnizität und Einwanderung gearbeitet. Zu seinen jüngeren Veröffentlichungen zählen: »Grounds for Difference« (Harvard University Press, 2015), in dem er drei wichtige Ursachen für das veränderte Nachdenken über Multikulturalismus in einer stärker werdenden Sensibilität für soziale Ungleichheit, für die biologischen Grundlagen menschlicher Gesellschaft und für religiöse Fragen erkennt. Sein Buch »Trans: Gender and Race in the Age of Unsettled Identities« (Princeton University Press, 2016) analysiert die Herausforderung, die neue Lebensentwürfe wie ›transgender‹ und ›transracial‹ für anscheinend festumgrenzte Identitäten bedeutet. Während seines Aufenthaltes am Wissenschaftskolleg arbeitet Brubaker an einem Buch, das die Religion(en) als wiedererstarkendes Instrument von Identitätsbildung genauer untersucht.

Streitraum wird gefördert durch die

Logo der Bundeszentrale für politische Bildung

Medienpartner