Carolin Emcke, Foto: Andreas Labes 
Streitraum mit Carolin Emcke und Gästen 
 

Streitraum: Arbeit und Armut

Carolin Emcke im Gespräch mit Julia Duchrow (Brot für die Welt), Barbara Eschen (Direktorin des DWBO) und Reiner Hoffmann (Vorsitzender des DGB)

10.02.2019, 12.00

Eine Gesellschaft, die den Wert von Menschen oft nach ihrer Leistung, ihrer Arbeitskraft, ihrem Einkommen taxiert, lässt diejenigen ohne Arbeit oder diejenigen mit prekärer Arbeit gern im Schatten. Wer vertritt in einer neoliberalisierten, globalisierten Welt eigentlich die Arbeiter_innen und wer diejenigen ohne Arbeit? Und was für Formen der Repräsentation braucht es, wenn Parteien immer weniger als glaubwürdige Fürsprecher empfunden werden? Braucht es dafür wirklich eine nationale oder nicht viel mehr eine internationale Repräsentation? Welche anderen Formen von Prekariat werden oft vergessen, wenn von Armut gesprochen wird? Warum wird so gerne der weiße Arbeiter gegen migrantische Arbeiterinnen ausgespielt? Wie lässt sich gegen Armut vorgehen, ohne diese Essentialisierungen und Stigmatisierungen zu reproduzieren? Wie verändern sich die Formen der Armut in der Welt der Digitalisierung?

Julia Duchrow (*1971, Genf) ist seit 2011 Leiterin des Referats Menschenrechte und Frieden bei Brot für die Welt. Sie studierte Jura in Saarbrücken, Genf und Köln und promovierte 1998 mit einer Arbeit über völkerrechtlichen Minderheitenschutz. Mehrere Jahre war sie als Referentin bei Amnesty International für die Themen Flüchtlingsschutz, Terrorismusbekämpfung und Menschenrechte zuständig. Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen zu menschenrechtlichen und ausländerrechtlichen Themen verfasst und ist unter anderem Mitglied im Koordinierungskreis des Forums Menschenrechte und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Instituts für Menschenrechte.

Barbara Eschen (*1956, Frankfurt am Main) ist Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO). Soziale Fragen beschäftigten die Theologin schon als Gemeindepfarrerin in Hagen und danach als Leiterin des dortigen Diakonischen Werkes von 1989 bis 1999 mit Tätigkeiten in Flüchtlings- und Wohnungslosenarbeit, sowie Jugendhilfe und Pflege. Anschließend war sie 14 Jahre lang Theologische Direktorin der Hephata Diakonie in Hessen. Seit 2014 befasst sie sich als Direktorin des DWBO intensiv mit Fragen von Armut und Ausgrenzung, Wohnungsnotstand und Migration. 2017/18 war sie zudem Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz.

Reiner Hoffmann (*1955, Wuppertal) ist seit 2014 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Er begann seine berufliche Laufbahn als Auszubildender bei den Farbwerken Hoechst. Nach einem Studium an der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal arbeitete er für die Europäische Gemeinschaft in Brüssel, später für die Hans-Böckler-Stiftung. Von 2003 bis 2009 war er stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, anschließend war er bis zu seinem Wechsel in den Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstand Landesbezirksleiter der IG Bergbau, Chemie, Energie Nordrhein.

Streitraum 2018/19: »Identität und Repräsentation«
Wenn heute von Identitäten die Rede ist, ist nicht immer sicher, worauf man sich bezieht: auf kulturelle, religiöse, soziale Gemeinschaften? Auf Geschlecht, Herkunft, Nationalität? In welchen ambivalenten Identitäten lassen sich heute gesellschaftliche Formationen begreifen? Welche Zuschreibungen und Projektionen belasten, welche erleichtern die Zugehörigkeit zu einer sozialen oder religiösen Gruppe oder Lebensform? Welche Bilder, welche Begriffe dienen als Instrumente der Stigmatisierung? Warum bleibt die Kategorie der Klasse so tabuisiert als ob es das nicht gäbe: soziale Ausgrenzung oder soziale Distinktion, die sich vererbt von Generation zu Generation? Was braucht es, damit demokratische Gesellschaften wieder durchlässiger, hybrider, pluraler werden? Wie verhalten sich Identität und Repräsentation zueinander? Nicht nur parlamentarische und politische Repräsentationen sehen sich zunehmender Kritik ausgesetzt, auch die Formen medialer, künstlerischer Repräsentationen gehören hinterfragt. Welche Bilder, welche Erzählungen werden zitiert und wiederholt, welche werden verdrängt und vergessen, wie werden Stereotype erzeugt, in denen Vorstellungen von »echt« oder »unecht«, »wir« und dem »Anderen« sich verhärten? Wie frei, wie streitbar, wie bösartig dürfen Menschen oder Gruppen dargestellt und karikiert werden – und welche Kriterien gelten in der Kunst, in der Musik, im Film oder im Theater?

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