Streitraum mit Carolin Emcke und Gästen
Streitraum mit Carolin Emcke und Gästen 
Carolin EmckeFoto: Andreas Labes
Carolin Emcke, Foto: Andreas Labes 
 

Streitraum: »KI und Pflege – Lässt sich Menschlichkeit ersetzen?«

Carolin Emcke im Gespräch mit Regina Ammicht Quinn (Universität Tübingen), Adelheid Kuhlmey (Charité, Deutscher Ethikrat) und Oliver Suchy (DGB-Bundesvorstand)

08.03.2020, 12.00

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Pflege ist keine Utopie mehr: Roboter werden als intelligente Pflegewagen verwendet, unterstützen als Personenlifte das menschliche Personal, nehmen sogar für Demenzkranke die Aufgaben eines »Gegenübers« ein. Doch kann solche Technologie als Rettung gelten im Angesicht mangelnden und überforderten Personals? Können Maschinen menschliche Zuwendung ersetzen? Kann eine Gesellschaft, kann eine Familie die Betreuung und Begleitung von Kranken oder Sterbenden so delegieren? Welche ethischen und sozialen Fragen müssen bedacht und reguliert werden?

Regina Ammicht Quinn ist Professorin für Ethik am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen und seit 2014 Sprecherin des Zentrums sowie eine der Gründungsdirektorinnen des Tübinger Zentrums für Gender- und Diversitätsforschung. Von 2010 bis 2011 war sie Staatsrätin für interkulturellen und interreligiösen Dialog als parteiloses Mitglied der Landesregierung Baden-Württembergs. Sie ist Lenkungskreismitglied des Exzellenzclusters »Machine Learning in Science« und der Plattform »Lernende Systeme« des BMBF, die zum Ziel hat, KI im Sinne der Gesellschaft zu gestalten. Darüber hinaus ist sie Vorsitzende des Public Advisory Boards des Cyber Valley, eine der größten Forschungskooperationen Europas im Bereich KI.

Adelheid Kuhlmey ist Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft an der Charité und wissenschaftliche Leiterin des CharitéCentrums für Human- und Gesundheitswissenschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u. a. auf den Themen der Krankheits- und Gesundheitsentwicklung im Alter, der Entstehung von Pflegebedürftigkeit sowie der Situation pflegender Angehöriger. Sie war Mitglied der Altenberichtskommission der Bundesregierung sowie des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. 2016 erfolgte die Berufung in den Deutschen Ethikrat. Sie ist Sprecherin der Plattform – Charité Versorgungsforschung sowie Vorsitzende des unabhängigen Beirats für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.

Oliver Suchy ist Leiter der Abteilung »Digitale Arbeitswelten und Arbeitsweltberichterstattung« des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Der Diplom-Politikwissenschaftler arbeitet seit 2001 im DGB-Bundesvorstand, von 2014 bis 2018 leitete er das Projekt »Arbeit der Zukunft« aus dem später die Abteilung »Digitale Arbeitswelten und Arbeitsweltberichterstattung« hervorging. Er vertritt den DGB im Steuerkreis der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). Zudem ist er Mitglied der Plattformen »Lernende Systeme« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und »Digitale
Arbeitswelt« des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Streitraum 2019/20: »Brave New Bodies, Brave New Humanity?«

Wie verändern sich das Denken und auch das Erleben des Körpers und verschiedener Körperlichkeiten im 21. Jahrhundert – und welche Folgen hat das für unsere Vorstellung des Selbst? Wie wir unsere Körper wahrnehmen, wie der Umgang mit dem eigenen Körper erlernt und weitervererbt wird, ist immer schon ein Konfliktfeld kultureller, religiöser, sozialer Praktiken und Überzeugungen gewesen. Wie Körper verhüllt, entblößt, ausgestellt, gepflegt, behandelt werden, mit welchen Bildern Körper in Kategorien von männlich oder weiblich, schön oder hässlich, gesund oder krank, sichtbar oder unsichtbar gemacht werden, ist immer schon normativ und kommerziell ausgeprägt.
Der Streitraum 2019/20 will sich die Frage stellen, wie die medizinisch-technischen Entwicklungen der Prothetik, wie Künstliche Intelligenz und Robotik, aber auch die grundsätzliche Durchdringung und Nutzung digitaler Technologien in allen unseren Lebensbereichen unsere Körper(-Bilder) und unser Selbstverständnis verändern. Was bedeutet Humanismus, was bedeutet ein soziales Wir unter diesen Bedingungen? Welche ökonomischen, kommerziellen Interessen steuern und programmieren die Algorithmen, die über unsere Fitness, unsere Ernährung, unsere Gesundheit mehr und mehr entscheiden? Wie verändert sich unser Selbstbild, aber auch unser Begriff von Begehren, von Sexualität und vom Sterben durch neue Technologien?

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