Streitraum: »Gewalt und ihre Begründungen«
Carolin Emcke im Gespräch mit Franziska Martinsen (Professorin für Politische Theorie)
Saal A
Wir leben in gewaltförmigen Zeiten und doch wird das Verhältnis von Politik und Gewalt überraschend wenig reflektiert. Ob bei dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, dem Angriff der Hamas auf Israel, bei den Protesten der Klimabewegung, bei der Diskussion über Polizeigewalt und Rassismus – permanent sind wir gefordert, gewaltförmige Praktiken und Mechanismen zu befragen. Schon die Bedeutung und Anwendung des Begriffs ist unterbelichtet: Was zählt als Gewalt? Nur rohe, körperliche Akte oder auch strukturelle, sprachliche Handlungen? Welche Gewalt gilt als legitim und welche als illegitim? Wie lässt sich Gewalt begrenzen, verhindern, einhegen oder ist Gewalt immer haltlos? Wie verträgt die Demokratie ihr ambivalentes Verhältnis zu Widerstand und Ungehorsam?
FRANZISKA MARTINSEN, seit 2022 Professorin für Politische Theorie an der Universität Duisburg-Essen, ist promovierte Philosophin und habilitierte Politikwissenschaftlerin. Nach mehrjähriger Tätigkeit als freiberufliche Musikdramaturgin in Deutschland und in der Schweiz forschte und lehrte sie von 2003 bis 2017 am Philosophischen Seminar der Universität Basel und am Institut für Politikwissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Danach hatte sie Gast- und Vertretungsprofessuren an den Universitäten Greifswald, Kiel, Wien und Bremen inne und war Fellow am Käte Hamburger Kolleg Bonn »Recht als Kultur« (2019/20). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Politischen Philosophie, insbesondere in feministischen und postkolonialen Theorien. Zu ihren aktuellen Veröffentlichungen zählt u.a.: »Grenzen der Menschenrechte. Staatsbürgerschaft. Zugehörigkeit. Partizipation« (transcript 2019).