
Festival Internationale Neue Dramatik 2025
4. bis 13. April
Wir heißen Sie herzlich willkommen zum Festival Internationale Neue Dramatik (FIND). Vom 4. bis 13. April 2025 präsentieren wir Ihnen zeitgenössisches Theater aus unterschiedlichsten Regionen der Welt. Das Programm des FIND umfasst neue Texte und Inszenierungen, Stückentwicklungen sowie dokumentarische Projekte. Gleichermaßen vertreten sind renommierte Künstler_innen sowie bislang unbekannte Gruppen – dieses Jahr aus Frankreich, Belgien, Irland, Spanien, den USA und zum ersten Mal auch ein Stück aus Kirgisistan.
Die FIND-Programmzeitung können Sie hier lesen.
ARTIST IN FOCUS
Das FIND stellt erneut das Werk einer herausragenden Theaterkünstlerin als Artist in Focus in den Mittelpunkt. Diese Ausgabe ist der französischvietnamesischen Regisseurin und Autorin Caroline Guiela Nguyen gewidmet. In kontinuierlicher Zusammenarbeit mit den Künstler_innen ihrer Kompanie »Les Hommes Approximatifs« (»Ungefähre Menschen«) erzählt sie mit jedem ihrer Stücke gleichzeitig persönliche und globale Geschichten. Der internationale Durchbruch gelang Guiela Nguyen 2017 mit ihrer Inszenierung »SAIGON«, einem großen Panorama über die Risse, welche die französische Kolonialgeschichte in Vietnam in Familien, Liebes- und Freundschaftsbeziehungen hinterlassen hat. Die Inszenierung lief im FIND 2018 und machte Guiela Nguyen in Deutschland bekannt.
Seither ist sie um die ganze Welt gereist und kommt zum FIND 2025 im Rahmen der Werkschau zurück. Außerdem zeigen wir Guiela Nguyens neues Stück »LACRIMA«, in dem die Angestellten eines Haute Couture-Ateliers in Paris, Spitzenklöpplerinnen in der Normandie und ein Perlensticker in Mumbai an einem Hochzeitskleid für das britische Königshaus arbeiten. Die Geschichten verbinden sich zu einem Kontinente umspannenden Stück über die Tränen, die in dieses Stück Stoff geflossen sind.
In einer exklusiven Preview zeigen wir Guiela Nguyens Arbeit, die erst Ende April am Théâtre national de Strasbourg zur Uraufführung kommt: »Valentina«. Das Stück handelt von einem Mädchen namens Valentina, das seiner Mutter, die kein Französisch spricht, schmerzhafte Mitteilungen ihres Arztes übersetzen muss und dadurch vor einem Dilemma steht: Muss man die Wahrheit übermitteln, wenn sie der Empfängerin weh tut?
In einem Werkstattgespräch gibt Guiela Ngyuen Einblicke in ihre Theaterarbeit.
INTERNATIONALES PANORAMA
Welche Spuren hinterlassen gesellschaftliche Umbrüche in unseren intimsten Beziehungen? Wie dringen politische Konflikte in unsere vier Wände? Und wie können wir von diesen erzählen? Viele Arbeiten, die dieses Jahr beim FIND gezeigt werden, stehen über diese politische Erkundung im Privaten miteinander in Beziehung.
Milo Rau kehrt mit »Medea’s Kinderen« vom NTGent zurück an die Schaubühne. Seine Inszenierung gründet auf einem erschütternden, realen Kriminalfall einer fünffachen Kindsmörderin in Belgien und der antiken Medea-Tragödie, in der eine Mutter ihre eigenen Kinder umbringt. Rau lässt sechs Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren das Wort ergreifen und über die absurden und blutigen Tragödien der Erwachsenen und ihre eigene (tragische) Welt reflektieren. Kann das Reenactment brutalster Handlungen dazu beitragen, sie besser zu verstehen?
Vergangenes Jahr wurde der 100. Geburtstag des großen US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin gefeiert. Im Jahr 1965 debattierte er mit dem konservativen Denker William F. Buckley Junior. Im Zentrum stand die Frage, ob der »American Dream« auf Kosten der amerikanischen Schwarzen Bevölkerung ging – die Baldwin klar bejahte. Die New Yorker Theaterkompanie »Elevator Repair Service« erweckt in »Baldwin and Buckley at Cambridge« den Austausch dieser zwei Intellektuellen über Rassismus und Gesellschaft wieder zum Leben.
Das Musiktheaterstück »SAFE HOUSE«, eine Produktion des irischen Abbey Theatre, von dem irischen Dramatiker und Regisseur Enda Walsh und der Komponistin Anna Mullarkey, bringt uns nach Galway, Irland. Hier lebt die junge Frau Grace ganz allein auf einem verlassenen Handballfeld und konfrontiert sich mit ihrer Vergangenheit. Eine Kindheit, überschattet von Alkohol, Gewalt und Einsamkeit. Vielleicht ist dieses Handballfeld aber doch keine Ruine, sondern eine Baustelle der Erinnerung – wenn auch nicht so sicher, wie der Titel verspricht.
Der flämische Dramatiker und Regisseur Jan Lauwers, Gründungsmitglied der berühmten »Needcompany«, hat mit »Un sublime Error« einen Monolog eigens für den argentinisch-spanischen Schauspieler Gonzalo Cunill geschrieben. Auf der Bühne ist dieser umgeben von einer fragilen Installation aus Glas. Gonzalo beginnt von seiner Freundschaft mit Alex und Christine zu erzählen. Dabei wechselt er mühelos zwischen kindlicher Naivität und plötzlicher Härte, während er versucht, sich, seine Freunde und die Kämpfe, die sie miteinander führten, zu verstehen.
Der wallonische Schauspieler Cédric Eeckhout holt für die Inszenierung »Héritage« seine eigene Mutter auf die Bühne: Jo Libertiaux ist 79 Jahre alt und hat ihr Leben lang als Friseurin gearbeitet. Sie heiratete mit 19, bekam drei Kinder, baute ein Haus, liebt Reisen, Konsum und schöne Kleider, und taugt so auf den ersten Blick nicht als emanzipatorische Heldin. Und doch entdeckt Eeckhout über die Rekonstruktion ihres Lebens in ihr eine stolze Kämpferin. Mit seiner Inszenierung macht er ihr eine sehr persönliche Liebeserklärung.
Auf Kirundi bedeutet »ICIRORI« »in den eigenen inneren Spiegel schauen, seiner Geschichte ins Gesicht sehen, um voranzukommen«. Die belgisch-burundische Schauspielerin CONSOLATE greift diese Bedeutung für ihr gleichnamiges Stück auf. Als sie vier Jahre alt war, wurden ihre Eltern während des Bürgerkriegs in Burundi ermordet. Consolate wird nach Belgien gebracht und von einer weißen Familie adoptiert. Über mehrere Jahre betrieb sie Recherchen zu den Themen Identitätszerstörung und Menschenhandel, um sich in dieser Inszenierung ihre eigene Geschichte wieder anzueignen.
Zum ersten Mal stellt das FIND eine Arbeit aus der zentralasiatischen Republik Kirgisistan vor. Regisseur Chagaldak Zamirbekov und sein Ensemble haben, basierend auf Interviews mit Menschen aus der kirgisischen Gesellschaft, das Stück »Уя« (»Nest«) entwickelt und ein intimes und komplexes Porträt einer Gesellschaft im Umbruch gezeichnet. Jede Stimme erkundet, was der Begriff Zuhause ist. Oder was er sein könnte. Postsowjetische, nationalistische und emanzipatorische Erzählungen existieren hier gleichzeitig und müssen einander aushalten.
NEUE DRAMATIK AN DER SCHAUBÜHNE
Über die internationalen Gastspiele hinaus sind beim diesjährigen FIND auch Produktionen neuer Dramatik mit dem Ensemble der Schaubühne aus dem aktuellen Repertoire zu sehen. Maja Zades Inszenierung ihres eigenen Stückes »spinne« mit Caroline Peters ist ebenso vertreten wie eine Szenische Lesung des Romans »Paradiesische Zustände« von Henri Maximilian Jakobs, eingerichtet von Thomas Ostermeier und Elisa Leroy.
RAHMENPROGRAMM
Wir freuen uns wieder auf Publikumsgespräche mit den am Festival beteiligten Künstler_innen. Carolin Emckes Reihe Streitraum flankiert das FIND, indem sie mit ihren Gästen über internationalen Kulturaustausch in Zeiten von Spardruck und politischen Anfechtungen spricht. Nicht zuletzt laden wir Sie auch zu unseren Parties ein, um gemeinsam zu feiern.
Das FIND wird gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
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