Jürgen Sawade

Zum Tod von Jürgen Sawade

Anfang 1975 kam mein theaterbegeisterter Freund Jürgen Sawade, der von unserer Su-che nach einem größeren Spielort wusste, mit dem Hinweis auf mich zu, dass Erich Men-delsohns berühmtes Universum-Kino vom Abriss bedroht war. Ein für das kriegszerstörte Berlin unglaubliches Vorhaben, zugleich aber für uns – nach monatelanger erfolgloser Suche – die Chance, in dem von verschiedenen Nutzern über Jahre völlig zerstörten In-nenraum einen multifunktionalen Theaterraum zu errichten.

Es war Jürgen Sawades Verdienst, den Chef der Denkmalspflege davon zu überzeugen, für das Gebäude Denkmalsschutz zu beantragen und so den geplanten Abriss zu verhin-dern. Schwieriger war dann der zweite Schritt; ging es doch darum die Bereitschaft Ber-lins zu gewinnen, für eine privat organisierte Theatertruppe ein Haus wie den Mendel-sohnbau nach deren Plänen herzurichten.

Auch hier hat es Sawade mit seinem Ideenreichtum und seiner Begeisterungsfähigkeit geschafft, die vielfältigen und wegen der Komplexität des Bauvorhabens durchaus ver-ständlichen Bedenken der Bauverwaltung zu überwinden. Damit war die Voraussetzung für die Finanzierung durch die Stadt gegeben.

Seit Herbst 1981 spielt die Schaubühne in dieser multifunktionalen, in drei Räume zu teilenden Spielstätte. Hier lassen sich sämtliche klassischen Theaterformen bühnentech-nisch realisieren, von der Guckkastenbühne über Transversale, große Arena, Opernbüh-ne mit Orchestergraben bis hin zum Amphitheater oder einer Kabuki-Bühne.

Am 21. Januar ist der Architekt Jürgen Sawade verstorben. Ich verliere einen Freund, der mich und Berlin vor nunmehr 34 Jahren mit einem Theaterbau beschenkt hat, des-sen szenisch-technischen Möglichkeiten nach wie vor weltweit einzigartig sind!

Die Schaubühne trauert um ihn.

Jürgen Schitthelm