Zukunftsbild: Schaubühne am Lehniner Platz 
 

Nachhaltigkeit

Was ist unsere Vision?

Die Schaubühne sieht sich gegenüber der Natur und Gesellschaft vor allem in der sozialen und kulturellen Verantwortung, mit dem Anspruch ökologische und wirtschaftliche Ressourcen zum Nutzen aller Beteiligten sinnvoll einzusetzen und zukunftsfähig zu handeln.

Unter Zukunftsfähigkeit verstehen wir eine Dekarbonisierung und Entwicklung zu Net Zero bis 2035. Wir haben den Anspruch unseren Mehrwert für die Gesellschaft stetig zu vergrößern und damit eine Pionierrolle einzunehmen. Damit wollen wir Impulse für unser Publikum und andere kulturelle Institutionen im Stadtraum setzen – sowohl national als auch international. 

Ohne die Mitarbeitenden findet Schaubühne nicht statt. Daher sehen wir unsere Mitarbeitenden als stärkste Ressource des Unternehmens an und möchten sie in allen Bereichen des Lebens stärken und unterstützen. Die Schaubühne steht für einen wertschätzenden und behutsamen Umgang mit allen Ressourcen.

Als Theater mit großem Fokus auf nationalen und internationalen Austausch und Diskurs, sehen wir uns in der Verantwortung, diesen nach Möglichkeiten nachhaltig zu gestalten  sowohl in unserer eigenen Planung und Durchführung, als auch darin, Anregungen und Gespräche bei Gastspielpartner_innen zu initiieren. 

Bereits für das Jahr 2019 hat die Schaubühne innerhalb eines Pilotprojektes der Kulturstiftung des Bundes als eine der ersten Kulturinstitutionen Deutschlands eine Klimabilanz erstellt. Seitdem führen wir diese jährlich weiter und erweitern dabei stetig den erfassten Bereich. Die Klimabilanz bildet für uns die Grundlage der Betrachtung unserer Umweltwirkung, ist damit Basis des Nachhaltigkeitskonzeptes und Ausgangspunkt für die geplanten Maßnahmen. Hierzu erfassen wir auch regelmäßig Daten von Mitarbeitenden und Publikum zur Mobilität: Wie bewegen wir uns durch die Stadt und letztlich, wie reisen wir und Sie zur Schaubühne an? Und wie können wir gemeinsam unsere Stadt und damit unsere Umgebung verkehrsärmer gestalten? An den folgenden Grafiken lassen sich die Ergebnisse dieser Erfassungen nun gut ablesen.
Zu sehen sind hier die Klimabilanzen seit 2019 und die Mobilitäts-Ergebnisse des Publikums:

Ausgehend von den Kategorien der Klimabilanz und erweitert um Bereiche, die sich nicht in Zahlen oder Daten fassen lassen, dennoch aber für uns wichtig sind, ergeben sich im an der Schaubühne erarbeiteten Nachhaltigkeitskonzept vier zentrale Handlungsfelder: Gebäude, Produktion, Touring, Kommunikation & Struktur. In jedem dieser Bereiche gilt kontinuierliche Verbesserung und damit Reduktion des CO2e-Ausstoßes zu erreichen, bis hin zum Punkt der unvermeidlichen Emissionen. Dabei orientieren wir uns am NetZero Pfad und wollen hier stetig einen jährlichen Prozentsatz unserer Emissionen reduzieren, ganz nach dem Motto: Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren.

Hier bekommen Sie einen Einblick in das Nachhaltigkeitskonzept der Schaubühne.

Was haben wir bisher umgesetzt?

  • Umstellung Hausbeleuchtung auf LED
  • Regulierung der Heizungen durch Thermostate
  • Installation von Bewegungsmeldern in allen Fluren
  • Neustrukturierung von Mülltrennung in Büros und Werkstätten
  • Umstellung auf zertifiziertes Holz beim Bühnenbildbau, wo möglich
  • Einbauwasserfilter in Küche zum Auffüllen von Wasserflaschen und damit Plastikreduktion
  • Sichere Fahrrad-Stellplatze für Mitarbeitende, um Rad-Mobilität attraktiver zu machen
  • E-Lastenräder als Diensträder
  • Einführung des Jobtickets, um noch mehr Anreize für die Nutzung des ÖPNV zu schaffen
  • Dienstrad-Leasing
  • Reduzierung der Auflage unserer Printmedien
  • Direkter Austausch mit Künstler_innen zum Thema Nachhaltigkeit
  • Seit 2019 jährliche Klimabilanzierung unseres Theaterbetriebs
  • Seit 2022 Erfassung der Emissionen für Dekorationsbau der Neuproduktionen und ebenjener Kompensation
  • Zugreisen innerhalb Deutschlands und angrenzender Länder
  • Unterbringung bevorzugt in zertifizierten Hotels
  • Einkauf von vorrangig zertifizierten Werkstoffen

Was ist noch geplant?

  • Zertifizierung, um eine stetige Verbesserung zu gewährleisten und uns selbst herauszufordern
  • Die Umgebung der Schaubühne grüner gestalten
  • Prüfung der Voraussetzungen zur Installation einer Photovoltaik-Anlange auf dem Dach der Schaubühne
  • Vollständige Umstellung des szenischen Bühnenlichts auf LED
  • Und vieles vieles mehr…

Um aus den Erkenntnissen der Klimabilanz zu lernen und dem daraus entwickelten Maßnahmen-Plan langzeitlich gerecht zu werden, streben wir eine EMAS-Zertifizierung im Frühjahr 2026 an. EMAS ist ein ganzheitliches Umweltmanagementsystem nach europäischen Standards, das nicht nur Umweltwirkung kontinuierlich verbessert, sondern auch Themen von Arbeitssicherheit und Sozialem mit betrachtet. Diese Art des Zertifikats ist bundesweit an Theatern noch nicht oft eingeführt und soll so aber frühzeitig einen andauernden Grad an Aufbau und Verstetigung installieren, sodass wir möglichst schnell und fortwährend nachhaltig arbeiten.

Mit der Förderung der Kulturstiftung des Bundes und in der Pilotrunde des Programm Zero haben wir in der Spielzeit 2023/2024 unter dem Projekt »Studio für klimaneutrale Praxis« in unserer kleinen Spielstätte ein Experiment gewagt: Wie können Nachhaltigkeit und Theater zusammenpassen und was braucht es dazu? Mit den Inszenierungen »In Memory of Doris Bither« und »Ulster American« sowie der Reihe »BUCCI × ꒰(・ ‿ ・)꒱« haben wir anhand laufender Produktionsprozesse und für sogenannte Einzelveranstaltungen untersuchen können, in welchen Bereichen eine nachhaltige Produktionsweise wirken kann, welche Absprachen und Vereinbarungen es braucht und wie hoch der Wirkungsgrad wirklich ist. Erstaunlich dabei war es festzustellen, dass die Umsetzung dieser Vorhaben weniger mit der eigentlichen künstlerischen Arbeit und der Kunstfreiheit zu tun hat, als man zunächst einmal vermutet: Viele Faktoren liegen bei Logistik, Energie, Mobilität, Einkauf und einer guten Vorab-Planung und Einigungen. Sich all diese Faktoren einmal vor Augen zu führen und hier zu untersuchen, was sich dauerhaft ändern oder anpassen lässt und im alltäglichen Spielbetrieb, jenseits der kleinen Bühne hinein in die Produktionsabläufe wirken kann, war für uns eine einmalige Chance und großer Katalysator für die nächsten Schritte im Bereich Produktion.

Bereits für das Projekt »KEIN WELTUNTERGANG« von Katie Mitchell haben wir uns im Bereich Bühnenbild und Dekorationsbau mit Wiederverwendung und Materialien auseinandergesetzt. Welche Werkstoffe sind besonders umweltschädlich? Wie »einfach« lassen sich vorhandene Bühnenbild-Teile aus dem Fundus wiederverwenden oder welche Schwierigkeiten bringt das eventuell auch mit sich? Wie steht es mit Second-Hand, Langlebigkeit und Lieferketten von gewissen Stoffen? Und wie kann man das ganze gut in vergleichbare Zahlen und Kategorien fassen? Hierzu wurde in der Konstruktionsabteilung der Schaubühne ein CO2e-Rechner für Bühnenbilder erarbeitet, der mittlerweile mehr als 140 gängige Werkstoffe beinhaltet und mit jeder neuen Produktion stetig weiterwächst. So konnten wir Bühnenbilder unterschiedlichster künstlerischer Ideen und Voraussetzungen untersuchen und eine Idee davon bekommen, wie wir nicht nur bestimmte Stoffe ersetzen können, sondern wie wir einen grundsätzlichen Weg finden, Dekorationsbau nachhaltiger zu gestalten, ohne dabei künstlerische Ideen zu beschneiden. So entwickelte sich das Konzept des CO2e-Budgets für Bühnenbilder: ein festgelegtes Kontingent, das es nicht zu überschreiten gilt bei der Planung und Umsetzung einer neuen Produktion. Dieses bisher einzigartige Prinzip befindet sich in der Spielzeit 2024/2025 in der ersten Testphase und bezieht sich auf alle neuen Produktionen, die an der Schaubühne produziert werden.

Im Bereich der Nachhaltigkeit, wie auch bei vielen anderen neuen Themen, ist ein gutes Netzwerk eine der größten Unterstützungen, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten. Neben den bestehenden Verbindungen und Kooperationen aus dem Fond Zero Netzwerk, Partnerschaften mit dem Aktionsnetzwerk für Nachhaltigkeit, Performing for Future und der Green Culture Anlaufstelle, gilt es auch neue und eigene Netzwerke auszubauen. Seit dem Jahr 2023 wurde so zum Beispiel ein Stammtisch für Nachhaltigkeit der Theater in Berlin gegründet: Hier treffen sich einmal im Monat Vertreter_innen der Nachhaltigkeits-AGs aus den verschiedenen Theater- und Opernhäuser, um sich nicht nur über Erfolge und Fortschritte auszutauschen, sondern auch über Sackgassen oder Hindernisse und Widerstände zu sprechen, die gemeinsam vielleicht einfacher zu überwinden wären.

Hervorgehend aus der zweifachen Einladung im Jahr 2024 ist unsere künstlerische Produktionsleitung für Nachhaltigkeit auch als Green Ambassador Teil des Forums für Nachhaltigkeit beim Theatertreffen, in dem sich mehrfach im Jahr zu Fortschritten und Entwicklungen ausgetauscht wird

 

Die Schaubühne wurde im Juli 2025 mit dem Neumarkter Lammsbräu Preis für Nachhaltigkeit in der Kategorie »Unternehmerischer Umweltschutz« ausgezeichnet. 

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