Streit ums Politische 2015/16: »Heimatloser Antikapitalismus«

Heinz Bude im Gespräch mit seinen Gästen

Zum Nachbeben der Krise von 2008, da es so aussah, als ob das globale kapitalistischen Finanzsystem abstürzen könnte, gehört das Gefühl des Unbehagens mit dem Kapitalismus, an den wir unser Schicksal gebunden haben. Klar ist seitdem doch, dass Kapitalismus ohne Krise nicht zu haben ist. Wenn die kapitalistische Parole lautet: »Mehr Geld!«, dann stellt sich die Frage, wann uns das »Gespenst des Kapitals« wieder heimsucht. Der ungeheure Hunger der Finanzmärkte auf Renten und Renditen wird schon längst wieder mit toxischen Papieren gestillt, die das System anstecken. Das geben selbst die neoliberalen Propagandisten dieser Wirtschaftsform endloser Steigerung und grenzenloser Verfügbarkeit zu. Zwar ist eine gewisse Steigerung der verfügbaren Einkommen durch Erwerbstätigkeit festzustellen, aber bei vermindertem Wachstum weltweit, kann »Mehr Geld!« nur durch Verschuldung der Privathaushalte in die Kasse kommen. Je mehr wir aber darauf verpflichtet werden, dass es trotzdem keine Alternative gibt, desto stärker werden die Zweifel, wie lange das noch gutgeht. Gerade in Deutschland haben viele die Ansicht, dass es uns im Blick auf Frankreich, Italien oder Griechenland beängstigend gut geht. Ausdruck dieser Stimmung des Zweifels und des Misstrauens ist ein heimatloser Antikapitalismus. Mal mit rechten, mal mit linken Gedanken wird begründet, dass wir uns auf einem untergehenden Schiff befinden, aber sich niemand traut, die Rettungsboote klar zu machen. Der Populismus der Enteigneten und Entrechteten fordert Wege aus einer ewigen Krise ein, die eine immer tiefer gehende Spaltung der Gesellschaft mit sich bringt. Wo wächst in der Gefahr das Rettende auch? Die neue Serie in der Reihe »Streit ums Politische« beschäftigt sich mit den Entstehungsgründen und Ausdrucksformen des »heimatlosen Antikapitalismus«, den manche fürchten, auf den manche aber auch hoffen.

Veranstaltungen der Spielzeit 2015/16

Heinz Bude im Gespräch mit Claus Leggewie (Ludwig-Börne-Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) Essen)

Heinz Bude im Gespräch mit Nicole Deitelhoff (Politikwissenschaftlerin, Frankfurt)

Heinz Bude im Gespräch mit Sonja Eismann (Kulturwissenschaftlerin und Herausgeberin des Missy-Magazins, Wien und Berlin)


In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung