Streit ums Politische 2011/12: »Regimes der Leidenschaft«

Wenn Angela Merkel sagt, sie könne mal liberal, mal sozial und mal konservativ sein, dann ist am Ende egal, was man ist. Die Vorstellung, dass sich im postideologischen Zeitalter die politischen Auseinandersetzungen auf Sachthemen reduzieren lassen, wirft die Frage auf, was mit dem politischen Engagement überhaupt noch gemeint sein könnte. Was ist das Politische, das die politischen Differenzen ermöglicht? Mit dieser vierteiligen Vortragsreihe mischt sich das Hamburger Institut in die Debatte über das politische Selbstverständnis unserer Gesellschaft ein. Sie nimmt dabei Bezug auf ein Gesellschaftsdenken, das eine scharfe Differenz zwischen dem Politischen und dem Sozialen macht. Der starre Blick auf die soziale Symmetrie kann den Impuls zur politischen Souveränität zunichte machen. Die Motive der unhintergehbaren Herrschaft, der notwendigen Repräsentation und der unendlichen Demokratie sollen die Frage nach dem politischen Engagement mit der nach der persönlichen Existenz in Berührung bringen. Was für ein Einsatz ist gefordert, wenn man sich als politisches Wesen begreift, das die öffentlichen Angelegenheiten nicht sich selbst überlässt?

Wir, Ihr oder Sie? Formen und Identifikationen des Politischen

Prof. Dr. Christoph Möllers, HU Berlin
Am 27. Otkober 2011

Was ist das Politische? Wo ist Politik? Antworten jenseits von Mao und Bartleby

Oliver Marchart, Universität Luzern
Am 3. November 2011

Wer das Sagen hat

Raymond Geuss, University of Cambridge
Am 17. November 2011

Rohstoff Leben. Andy Warhols Factory als biopolitisches Theater

Isabelle Graw, Städelschule Frankfurt am Main
Am 8. Dezember 2011

Spielzeit 2011/12: Herrschaft!

Macht existiert. Man fühlt sie, arrangiert sich mit ihr, opponiert gegen sie, unterläuft sie. Aber was ist Herrschaft? Wir kommen aus einer historischen Periode, die die Herrschaft geleugnet hat. Wenn es nur noch Individuen und keine Gesellschaft mehr geben soll, dann kann es auch keine Herrschaft mehr geben. Anstatt Abhängigkeiten zu rechtfertigen, wurden daher flache Hierarchien gepriesen, kreative Einzelne bewundert und win-win-Situationen phantasiert. Heute hat sich das für viele als Lüge entpuppt. Das alles beherrschende Gesetz scheint zu sein, dass aus Geld mehr Geld wird. Kapitalismus ist der Name für ein System, das die Verwertungsinteressen des Kapitals in Widerspruch zu den Bedürfnissen der Menschen bringt. Es ist kein Privileg der Linken mehr, auf Klassenverhältnisse hinzuweisen. Nur ist zu klären, welche Klassen mit welchem Anspruch und vor allem mit welchen Effekten für uns alle auftreten. Sonst bleibt im Ressentiment gegen das System stecken, was Bewegung im System schaffen könnte.

Herrschaft im System: Zur Kontrolle von Macht

Dirk Baecker, Zeppelin-University, Friedrichshafen
Am 19. März 2012

Arbeit, Herrschaft, Proletarität – Zombies der Industriegesellschaft?

Friederike Bahl und Philipp Staab, Hamburger Institut für Sozialforschung
Am 26. März 2012

Doppelherrschaft im Kapitalismus

Wolfgang Streeck, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Köln
Am 16. April 2012

Frauenmacht/Männerherrschaft?

Claudia Honegger, Bern
Am 23. April 2012