Streit ums Politische 2014/15: »Angst und Hass in der Demokratie«
Heinz Bude im Gespräch mit seinen Gästen
Wenn sich unter den Leuten eine Atmosphäre der Angst ausbreitet, lautet eine Erfahrung des 20. Jahrhunderts, ist die Demokratie gefährdet. Dann regiert nicht mehr der faire Ausgleich der Interessen, sondern der Hass auf die Reichen, die Schmarotzer und die Fremden im eigenen Land. Angesichts der Tatsache, dass Europa sich nur noch mühsam zusammenhalten kann, dass die gesellschaftliche Mitte zusehends in eine obere und eine untere Hälfte zerfällt und der Kapitalismus, der sich als alternativlos darstellt, anscheinend von gekaufter Zeit lebt, fragt die neue Reihe des »Streits ums Politische« nach den Affekten, die das politische Feld beherrschen. Leben wir heute in einer Gesellschaft der Angst, die sich in Politiken des Hasses Ausdruck verschafft? Wer verschanzt sich hinter Abwehrhaltungen und Feinderklärungen und welche Gruppen sind überhaupt noch für eine kritische Betrachtung ihrer Lebensformen ansprechbar? Oder geht so - wieso alles in Spannung, Spaß und Spiel unter? Theoretiker des Politischen behaupten, dass man genereller ansetzen und die Frage nach der Logik der Affekte in der Demokratie stellen muss. Schließlich geht es in der politischen Auseinandersetzung nicht allein um die Konkurrenz der Problemlösungen, sondern immer auch um einen Kampf der Lebensauffassungen und Existenzträume. Die Demokratie hat befreiende Revolutionen, furchtbare Regressionen und endlose Langeweile hervorgebracht. So schnell lässt sich nicht beantworten, was einem lieber ist.