12/15/2021 > Premieren der Schaubühne in der zweiten Spielzeithälfte 2021/22

In den Monaten Januar bis Juni 2022 zeigt die Schaubühne Inszenierungen von Alexander Zeldin, Clara Weyde und Sarah Kohm. Außerdem erwartet das Publikum mit den »Transatlantischen Gesprächen« eine neue Gesprächsreihe mit Carolin Emcke und Daniel Mendelsohn sowie im April die nächste Ausgabe des Festival International Neue Dramatik (FIND) mit einem Fokus auf die Arbeiten von Robert Lepage. Zudem realisiert die Schaubühne mit »stolpern« ein neues theaterpädagogisches Format.

Der britische Regisseur Alexander Zeldin stellte sich dem deutschen Publikum bereits mit seiner Inszenierung »LOVE« beim FIND 2021 vor. Im Frühjahr kommt er zurück, um erstmals mit dem Ensemble der Schaubühne zu arbeiten. Sein Stück »Beyond Caring« verfolgt mit minutiös realistischen Beobachtungen drei Frauen und zwei Männer, die sich im Verladeraum einer Fleischfabrik treffen. Ihr Job: die Fabrik zu putzen. Schonungslos ehrlich und mit lakonischem Humor bringt Zeldin die Geschichten von Menschen aus einer unsichtbaren Klasse auf die Bühne. Premiere ist am 27. April 2022.

Auch die Regisseurin Clara Weyde arbeitet zum ersten Mal an der Schaubühne. Sie adaptiert den 1936 erschienenen Roman »Der Krieg mit den Molchen« von Karel Čapek. In dem Roman erweist sich eine in ozeanischen Gewässern neu entdeckte Molch-Art als äußerst nützlich für ihre europäischen Entdecker. Kapitän Van Toch und sein Kompagnon G. H. Bondy setzen sie als billige nautische Arbeitstiere ein. Der Roman lässt sich als aberwitzige Parabel auf den Faschismus und zugleich als Warnung vor einer von Vernunft durchdrungenen Moderne lesen, die mit besten Absichten am eigenen Untergang arbeitet. Premiere ist am 4. Juni 2022.

Sarah Kohm, die im vergangenen Jahr ihr Regiestudium an der HfMT in Hamburg abgeschlossen hat und an der Schaubühne bereits als Regieassistentin tätig war, kehrt als Regisseurin ans Haus zurück. Im Studio inszeniert sie Annie Ernaux’ »Erinnerung eines Mädchens«. In dem autobiografischen Text untersucht die heute über 80-jährige Autorin einen Vorfall, der ihr als 17-jährige Betreuerin in einem Ferienheim für Jugendliche passierte: Was ihr damals als leidenschaftliche Liebe zu einem älteren Mann erschien, entpuppt sich im Rückblick als traumatische Erfahrung. Premiere ist am 9. April 2022.

Vom 31. März bis 10. April feiert die Schaubühne beim FIND zum zweiten Mal in dieser Spielzeit das internationale zeitgenössische Theater. Artist in Focus ist der frankokanadische Theaterregisseur Robert Lepage, der nach langer Abwesenheit mit zwei Inszenierungen wieder nach Berlin kommt. In Monodrama »887«, einem seiner jüngsten Werke, hat das Publikum die Möglichkeit, Lepage selbst als Darsteller auf der Bühne zu erleben und eine Reise in sein Gedächtnis zu unternehmen. Mit »The Seven Streams of the River Ota«, entstanden zwischen 1994 und 1996, erweckt Lepage für FIND ein Meisterwerk seiner frühen Jahre wieder zum Leben. Außerdem erwarten das Publikum neue Inszenierungen u. a. von Anne-Cécile Vandalem, Caroline Guiela Nguyen, Tina Satter, Marcus Lindeen und Marco Layera.

In den Gesprächsreihen »Streitraum« und »Klassenzimmer« laden Carolin Emcke und Vanessa Vu auch in der zweiten Spielzeithälfte wieder zu Diskussionen ein. Carolin Emcke spricht einmal im Monat unter dem Motto »Pluralisierung der Gegenwart – Pluralisierung der Erinnerung« über die blinden Flecke einer sich säkular, offen und pluralisiert gebenden Demokratie. In persönlich-biografischen Gesprächen trifft Vanessa Vu monatlich Gäste in einem Nachbau ihres Kinderzimmers und stellt mit »Woher kommst du wirklich?« die Frage nach der Wirkmacht sozialer Herkunft.

Ein neues Format steht mit den »Transatlantischen Gesprächen« zum Thema »Neofaschismus« auf dem Spielplan: An zwei Nachmittagen entsteht ein einzigartig direkter Gedankenaustausch zwischen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Medien und Aktivismus, die live in New York und in Berlin miteinander diskutieren. Es moderieren Carolin Emcke, Publizistin und Autorin, und Daniel Mendelsohn, Leiter der New York Review of Books.

In Kooperation mit dem Piccolo Kinder- und Jugendtheater Cottbus entsteht ein neues theaterpädagogisches Projekt: Unter dem Titel »stolpern« gehen Jugendliche aus Berlin und Cottbus ausgehend von Stolpersteinen den Biografien von Opfern des Nationalsozialismus nach und stellen Bezüge in die Gegenwart her. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF).

Rückblick auf das Kalenderjahr 2021
Im Jahr 2021 wurde das Haus nach der pandemiebedingten Schließung in der ersten Jahreshälfte im Juni 2021 zuerst mit einer Bestuhlung im Schachbrettmuster, ab 27. Juli in Vollbesetzung wieder geöffnet. Durch den Entschluss, den Sommer durchzuspielen und auf die Theaterferien zu verzichten, erreichte die Schaubühne im Jahr 2021 in 6 Monaten über 57.500 Besucher_innen bei einer Auslastung von 95,3 % (Stand 30.11.).

Für die Spielzeit-Kampagne der Spielzeit 21/22 der Schaubühne wählte die Künstlerin und mehrfache Documenta-Teilnehmerin Katharina Sieverding Detailaufnahmen aus Arbeiten der letzten vierzig Jahre aus.

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