11/09/2015 > Stellungnahme der Schaubühne zu »FEAR« von Falk Richter
In den letzten Tagen erreichten die Schaubühne vermehrt Zuschriften und Anrufe, die die Produktion »FEAR« von Falk Richter angreifen: zum Teil in Form von Gewalt- und Morddrohungen. Auch Graffiti wurde vor den Eingang des Theaters geschmiert und es kam zu Störungen von Vorstellungen. Die Mehrheit der Absender, die die Absetzung des Stücks fordern, sagen selbst, dass sie die Aufführung gar nicht gesehen haben.
In einigen Medien wird das Stück inzwischen in Zusammenhang gebracht mit zwei Auto-Brandanschlägen gegen die AfD-Vizevorsitzende Beatrix von Storch und Hedwig Freifrau von Beverfoerde, Organisatorin der »Demo für alle«.
Hierzu möchten wir feststellen: Es wird im Stück an keiner Stelle zu Gewalt gegen Sachen oder Personen aufgerufen. Einen Zusammenhang zwischen den Straftaten und der Inszenierung herzustellen, ist absurd. Er wird bewusst konstruiert, um die Schaubühne als Theater und Falk Richter als Autor und Regisseur zu verleumden. So soll Druck ausgeübt werden, um das Theaterstück abzusetzen. Die Schaubühne und Falk Richter verurteilen die Brandanschläge. Ihnen muss mit rechtstaatlichen Mitteln nachgegangen werden.
Die Inszenierung setzt sich auf satirischem Weg mit den rechtsnationalen und religiös-fundamentalistischen Strömungen im heutigen Deutschland auseinander. Der Wiederkehr des rechten Gedankenguts stellt sich die Inszenierung allein mit den Mitteln der Kunst entgegen: Ebenjener Kunst, deren Freiheit und Unantastbarkeit erst unlängst unter dem Motto »Je suis Charlie« allerorts in Solidaritätsbekundungen gegen die Pariser Attentate so vollmundig beschworen wurde. Und zwar insbesondere von ebenjenen Kreisen, die sich vor einer Islamisierung des Abendlandes fürchten – und eine Freiheit der Kunst immer nur wünschenswert finden, solange deren Kritik sich gegen andere richtet.
Die Schaubühne wird alle strafrechtlich relevanten Sachverhalte zur Anzeige bringen.
Die Inszenierung »FEAR« wird, wie geplant, im Januar erneut auf dem Spielplan der Schaubühne stehen.
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