11/04/2021 > Uraufführung von Christian Krachts »Eurotrash« an der Schaubühne
Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen. Premiere ist am 18. November.
In Christian Krachts gefeiertem Roman besucht der Ich-Erzähler namens Christian Kracht seine schwerkranke Mutter und bricht aus einem Gefühl der Verzweiflung, Überforderung und Ohnmacht spontan mit ihr zu einer Reise – vermeintlich nach Afrika – auf. Diese gemeinsame Reise wird zu einem Parforceritt durch die Erinnerungen und einem Kampf um die Deutungshoheit über die eigene Biografie. Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben, wer von beiden ist eigentlich verrückt – die Mutter oder der Sohn? In einem Taxi, mit Wodka, Schlaftabletten und 600 000 Franken im Gepäck reist das tragikomische Gespann durch die Schweizer Berge und zugleich durch die eigene, von mondänem Jet-Set, Nationalsozialismus, Missbrauch, Krankheit und Sucht geprägte Vergangenheit der Familie. Der Erzähler versucht, der kranken Mutter ein letztes Mal zu begegnen. Dieser Versuch führt ihn zu längst verdrängten Abgründen in der Familiengeschichte.
Kracht war 2021 mit »Eurotrash« für die Short-List des Deutschen Buchpreises nominiert.
Jan Bosse stützt sich in seiner Inszenierung nicht nur auf die grotesken, witzigen und berührenden Situationen, in die Mutter und Sohn auf ihrem Roadtrip geraten, er entwickelt zugleich aus dem Verschwimmen von Vergangenheit und Gegenwart, Lebens- und Afrika-Reise, Erinnerung und Fantasie, Literatur und Wirklichkeit eine eigene Bühnenreise.
Mit Joachim Meyerhoff als Sohn Christian und Angela Winkler als Mutter Kracht kann Jan Bosse den Abend mit seiner Wunschbesetzung verwirklichen. Bosse arbeitete mit Joachim Meyerhoff zuletzt bei dem Soloabend »Die Welt im Rücken« zusammen, mit Angela Winkler hingegen ist es die erste Zusammenarbeit. Sie war von 1971 bis 1978 Ensemblemitglied der Schaubühne und auch danach noch, unter anderem in »Iphigenie auf Tauris« (Regie: Klaus Michael Grüber, 1998) und in »Hamlet« (Regie: Peter Zadek, 1999), am Haus zu sehen.
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