Streit ums Politische: »The truth of the crisis«
Heinz Bude in conversation with Luuk van Middelaar (author)
Eine Krise ist ein Augenblick der Wahrheit. Wenn der Boden unter den Füßen zu schwanken beginnt oder plötzlich ein Gegner vor der Tür steht, entdeckt man, wie stark man eigentlich ist. Menschen, aber auch politische Gemeinwesen können in solchen Momenten mehr über sich selbst lernen als im Laufe von Wochen oder Jahren, in denen die Zeit einfach dahinfließt.
An vier Einsichten kommt man heute in Europa nicht vorbei. Erstens: Die Europäische Union ist eine politische Größe – nicht nur eine wirtschaftliche. Zweitens: Die EU wirkt machtpolitisch – nicht allein durch Werte und Regeln. Drittens: Die EU ist kein »Projekt« mehr für wenige, sondern Alltag für viele. Und viertens: Die EU ist ein Klub von Staaten und Völkern – und wird es auch bleiben.
Luuk van Middelaar ist Autor des Aufsehen erregenden Buches »The Passage to Europe: How a Continent Became a Union«, das 2012 den Europäischen Buchpreis erhielt und in diesem Jahr bei Suhrkamp in deutscher Übersetzung herauskommt. Der Philosoph und Historiker aus den Niederlanden arbeitete von 2009 bis 2014 für Herman Van Rompuy, den ersten Präsidenten des Europäischen Rats. Seit 2015 ist er Professor für Grundlagen und Praxis der EU und ihrer Institutionen an der Universität von Leiden und bekleidet den Lehrstuhl »Europäische Werte« an der Université catholique de Louvain.
»Streit ums Politische« ist eine politische Diskussionsreihe mit Heinz Bude an der Schaubühne Berlin, die zur Spielzeit 2011/12 ins Leben gerufen wurde. Die neue Serie in der Reihe beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Endspielen Europas.