Streit ums Politische: »Poverty and Liberation. Other places of theology«

Lecture by Hans-Joachim Sander (theologian) and discussion with Heinz Bude

11/04/2013, 19.30

Spiritualität, Glaube und Religion bilden ein Dreieck, bei dem allerdings selten alles zusammen passt. Die katholische Kirche hat traditionell Religion und Glauben verbunden, was die Spiritualität in eine kritische Position rückt. In der Befreiungstheologie wird demgegenüber eine Spiritualität, die die Option Gott für die Armen stark macht, mit einem Glauben an die Befreiung der Armen verbunden. Damit wurde insbesondere in Lateinamerika das religiös und politisch motivierte Bündnis zwischen offizieller Kirche und staatlichen Eliten aufgebrochen. Politik selbst wird zu einem Ort Gottes, weil hier die Ohnmacht der Armen spirituell erfahren wird und der Glaube an ihre Befreiung säkulare Bedeutung erlangt. Die Spiritualität der Befreiung und der Glaube an Gottes Armut widersprechen daher unweigerlich einer Religion der Macht und führen zum Widerstand gegen eine erbarmungslose Politik, die Arme ohnmächtig hält. Dieser Widerspruch hat Märtyrer wie Oscar Romero hervorgebracht, die die Kirche zum Offenbarungseid gezwungen haben: entweder an die Politik der Mächtigen oder an den Gott der Ohnmächtigen zu glauben. Die Orte, an denen die Märtyrer dieser Theologie ermordet wurden, und die Plätze, an denen die Armen um Befreiung ringen, widersprechen den hergebrachten politischen und religiösen Utopien. Sie sind säkulare Heterotopien, die der Politik des Überwachens und Strafens mit der Spiritualität eines gesellschaftlichen Glaubens an Arme und Unterdrückte entgegentreten.

Heinz Bude diskutiert mit seinen Gästen in »Streit ums Politische« die Frage, worin die Macht des Spirituellen heute besteht. Was verdeckt und was zeigt sie?

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